Der perfekte Kindergeburtstag
Süßer, bunter, besser? Statt Wettlauf und Sackhüpfen steht bei heutigen Kindergeburtstagen oft der Mütter-Contest im Mittelpunkt. Wieso tun wir uns das eigentlich an?
In meiner Kindheit brauchten Kindergeburtstage nur wenige Ingredienzen: Erdbeeren mit Zuckerguss auf gekauftem Biskuitboden, dazu warmen Kakao und eine Handvoll Spieleklassiker: Topfschlagen, Schokoladenessen, Brezelnschnappen. Danach gingen alle Kinder nach Hause – mit leeren Händen!
Heute sind wir Mütter schon Wochen vor dem nahenden Großkampftag damit beschäftigt, nach pädagogisch korrekten Mitgebseln zu fahnden, die uns nicht in den finanziellen Ruin stürzen und dennoch die Konkurrenz (die anderen Mütter) beeindrucken und vielleicht sogar übertreffen.
Ehe jemand das Wörtchen „lieblos“ zischelt, packen wir die kleinen Schätze nicht nur in Brotzeittüten, sondern basteln nette Verpackungen – ungeachtet der Tatsache, dass die daheim sofort in den Müll wandern. Selbiges passiert erfahrungsgemäß auch mit 85 Prozent der halb aufgegessenen Kuchenstückchen.
Braucht unser Best-Mummy-Ego den Facebook-Post von perfekt arrangierten, bunten Cake-Pops auf selbst gemachten Etageren?
Dennoch lassen wir Mütter es uns nicht nehmen, uns Jahr für Jahr mit unseren Backkünsten zu übertreffen: Der Hauptkuchen in Form eines Einhorns oder Piratenschiffs passt selbstverständlich zum Partymotto (Seit wann gibt’s das eigentlich?) und wird mit reichlich Lebensmittelfarbe verkitscht.
Eine Mutter, die etwas auf sich hält, arrangiert außerdem lustige Muffins und bunte Cake-Pops auf Etageren zum Kindergeburtstag. Nicht ohne dieses perfekte Ensemble abzuknipsen und bei Facebook und Instagram hochzuladen – gut fürs Best-Mummy-Ego!
Die anderen Nächte hat man sich mit der generalstabsmäßigen Vorbereitung von mottogetreuen Spielen, Basteleien, Verkleidungen und Deko für den Kindergeburtstag um die Ohren geschlagen, um am Tag X dann sterbensmüde vor einer Gästeschar mit den immergleichen Typen zu stehen: dem Partycrasher, der sich an keine Regeln hält, dem Mimöschen mit der Lebensmittelunverträglichkeit, der Quasselstrippe, die dir nicht von der Seite weicht, dem Motzer mit seinem „Kenn ich schoooon!“ und dem Musterkind, das artig den Kuchen lobt und beim Verabschieden „Danke für die Einladung“ sagt.
Und danach? Ein heulendes Kind, weil gerade SEIN Dino-Radiergummi die falsche Farbe hat, und zwei Tage Putzen ... Bei uns ist es bald wieder so weit. Was ich geplant habe? Sparta-Geburtstag: acht Jungs, eine Wiese, ein Fußball und Erdbeeren auf gekauftem Biskuitboden. Und ja: Ich liebe meinen Sohn trotzdem!
Stand: Juni 2017
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