Trösten – so gelingt es!
Im Alltag begegnen uns immer wieder Situationen, in denen ein Mensch unsere tröstenden Worte braucht. Doch wie geht Trösten eigentlich?
Es muss nicht immer gleich eine schlimme Krankheit oder gar der Tod sein. Auch ein misslungenes Vorstellungsgespräch, eine verpfuschte Prüfung oder eine geklaute Handtasche mit ideellen Wertsachen darin können Auslöser für Trauer und Tränen sein. Und natürlich der Klassiker: Liebeskummer. Dann heißt es: Trost spenden. Aber wie?
Irrtümer des Tröstens
Oft kommen wir ganz unvorbereitet in die Rolle des Trösters und sind selbst erst einmal betroffen und hilflos, vielleicht erschrocken. Denn die Situation konfrontiert uns häufig auch mit unseren eigenen Ängsten. Wir sind überfordert und wissen nicht recht, wie wir uns richtig verhalten sollen. Doch es ist nicht nötig, die eigene Unsicherheit zu überspielen. Trösten heißt nicht, sofort eine Lösung parat zu haben. Oder den anderen ad hoc in einen fröhlichen Menschen zurückverwandeln zu müssen. Trösten heißt zunächst einfach: da sein. Da darf es auch erst mal still werden.
„Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.“
Otto von Leixner, Schriftsteller
Trost spenden heißt Halt geben
Nur eine Hand! Auf den Unterarm oder die Schulter gelegt, enthält sie bereits die Botschaft: Du bist nicht allein – ich bin für dich da! Das ist eine Geste, die auch bei Arbeitskollegen, Nachbarn, entfernten Bekannten oder sogar Fremden erlaubt ist und allein durch die Berührung positiv wirkt. Gute Freunde, den Partner, enge Verwandte oder das eigene Kind nimmt man meist impulsartig in den Arm. Gut so – das gibt Halt im doppelten Sinne
Tröstende Worte? Besser zuhören!
Wir müssen den anderen nicht mit einem Wortschwall aus Mitleid, Ratschlägen oder gar Vernunftsappellen überschütten. Auch beschwichtigende Floskeln wie „Wird schon wieder“, „Ist doch nicht so schlimm“ oder „Das Leben geht weiter“ vermitteln allenfalls das Gefühl, nicht verstanden und nicht ernst genommen zu werden. Besser: „Wie geht es dir?“, „Erzähl doch mal ...“ und dann einfach erst mal zuhören.
Gefühle und Tränen zulassen
Trost spenden heißt nicht Tränen vermeiden. Sie gehören nun mal zum Traurigsein dazu – und zur Verarbeitung. Genauso wie Wut, Verzweiflung, Angst. Ein guter Tröster zeigt, dass es okay ist, diese Gefühle rauszulassen. Doch manche empfinden den Tränenschwall des anderen als bedrohlich oder befremdlich und versuchen, den Leidenden oder das entsprechende Thema zu meiden. Das belastet diesen oft zusätzlich. Hilfreicher wäre es, ganz ehrlich zu sagen: „Entschuldige, ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll. Wie kann ich dir helfen?“ Oft ist mit einem Taschentuch und einem Glas Wasser schon gute Erste Hilfe geleistet.
„Taten lehren den Menschen und Taten trösten ihn – fort mit den Worten.“
Johann Heinrich Pestalozzi, Pädagoge
Trösten erfordert Empathie
So unterschiedlich die Situationen sind, in denen andere Menschen unseren Trost brauchen, so unterschiedlich sind die Wege des Tröstens. Gäbe es ein Erfolgsrezept, würde es vielleicht Empathie heißen. Man muss einfach spüren (oder nachfragen), was der andere gerade braucht. Manchmal helfen einfach nur mal „Ausheulen“ und etwas Aufmunterung. Manchmal dauert die Trauer aber länger. Dann ist vielleicht Tatkraft gefragt – die der andere gerade nicht aufbringen kann: einkaufen, Behördenkram erledigen, eine Suppe kochen. Manchmal tut ein bisschen Ablenkung gut, manchmal will der andere aber einfach in Ruhe gelassen werden. Trösten heißt auch Geduld haben: Zeigen Sie immer wieder, dass Sie da sind. Zögern Sie nicht bei schweren, langfristigen Leiden, einen Profi einzuschalten!
Stand: September 2017
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