Hilfe für pflegende Angehörige
Wer einen Angehörigen pflegt, ist oft chronisch überlastet. Unterstützungsangebote helfen, Stress und Überforderung abzubauen.
Text: Dr. Andrea Exler
Wenn ein Pflegefall in der Familie auftritt, können Alltag und Lebensplanung aus den Fugen geraten. Der Partner hat einen Unfall oder ein Elternteil wird dement – es kann jeden treffen. Eine Palette gesetzlicher Maßnahmen soll Betroffenen finanziell und anderweitig zur Seite stehen. Denn Pflege kostet nicht nur Geld und Zeit. Vom rückenschonenden Heben bis hin zu Entspannungstechniken können pflegende Angehörige einiges lernen, um besser mit der neuen Situation zurechtzukommen.
Kurzzeit- und Verhinderungspflege
Nur ein Viertel der Pflegebedürftigen lebt dauerhaft in stationären Einrichtungen und wird dort von professionellen Pflegern betreut; die übrigen bleiben in ihrem gewohnten Umfeld. In der sogenannten Kurzzeitpflege kann ein Pflegebedürftiger für maximal 56 Tage pro Jahr stationär versorgt werden, zum Beispiel wenn die Pflegeperson erkrankt ist. Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung. Darüber hinaus gewähren die Pflegekassen Leistungen zur Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege ebenfalls für maximal 42 Tage, wenn die Pflegesituation bereits seit sechs Monaten besteht. Sie kann in einer Einrichtung oder auch von einem ambulanten Pflegedienst durchgeführt werden.
Pflegestützpunkte beraten Angehörige und Pflegebedürftige
Neben Geldleistungen können pflegende Angehörige von zahlreichen wohnortnahen Angeboten profitieren, die von vielen unterschiedlichen Trägern angeboten werden. Darunter sind Selbsthilfegruppen, in denen sich Menschen in ähnlichen Lebenslagen austauschen können, Kurse und Anleitungen zur richtigen Pflege und vieles mehr. Um Pflegebedürftigen und Angehörigen eine schnelle und effektive Beratung und Information zu bieten, wurden seit 2008 bundesweit mehr als 550 sogenannte Pflegestützpunkte geschaffen. Sie werden von den Pflegekassen in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden betrieben und lotsen Betroffene durch das bestehende Hilfsangebot. Ein Besuch beim örtlichen Pflegestützpunkt lohnt sich in jedem Fall. Laut einer aktuellen Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) fühlen sich 33 % der befragten pflegenden Angehörigen nicht sehr gut informiert.
Jeder Dritte der 4,7 Millionen pflegenden Angehörigen in Deutschland ist über das Leistungsangebot nicht ausreichend informiert, zeigt eine Studie.
Beratung hilft, häusliche Pflege besser zu organisieren
Als Beispiel für Informationsdefizite nennen die Autoren der Studie den sogenannten Entlastungsbeitrag von monatlich 125 Euro, der von 70 % der Berechtigten nicht in Anspruch genommen wird. Er kann für stundenweise Betreuung, Unterstützung bei sozialen Kontakten, Haushalts- und Einkaufshilfen oder Begleitung zum Arzt genutzt werden. Allerdings sagen die Zahlen nichts über die Gründe aus. Die Voraussetzungen für die Abrechnung als Entlastungsleistung sind nicht bundesweit einheitlich. Auch kann es vorkommen, dass für einfache Unterstützungsleistungen gar keine Anbieter gefunden werden oder die Nachfrage das Angebot übersteigt. Dennoch gilt das Fazit der Studie: „Professionelle Beratung ist ein zentraler Schlüssel zu guter Pflege. Denn: Wer weiß, welche Leistungen man bekommen kann, und sie dann gezielt nutzt, kann die Pflege bestmöglich organisieren.“
Einen guten Überblick zu Pflegeangeboten in Ihrer Nähe gibt Ihnen der BKK PflegeFinder. Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne an das Team Pflegeversicherung der BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER wenden. Rufen Sie uns einfach an: 0800 0 255 255 (kostenlos).
Stand: Dezember 2018
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