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Das neue Wir-Gefühl

Ob Coworking, Crowdfunding oder andere Gemeinschaftsprojekte – die Menschen besinnen sich wieder auf das Miteinander. Ein guter Trend, wie wir finden!

Text: Barbara Lang

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Zusammen- und Zugehörigkeit enthalten Geheimrezepte für Erfolg, Lebensqualität und Gesundheit. Zudem werden sie fester Bestandteil unserer Zukunft sein.

Es scheint, als hätte uns eine neue Sehnsucht gepackt! Nach Jahrzehnten der Individualisierung entdecken wir nun ein neues Miteinander: Mit der Entstehung von Mehrgenerationenhäusern, Coworking-Spaces und neuartigen Genossenschaften z.B. zur lokalen Stromerzeugung oder mit Ideen wie der Finanzierung via Crowdfunding besinnen wir uns wieder auf die Stärke der Gemeinschaft.

Wir versus Ego?

Wird das mühsam über Jahre aufgepäppelte Ego nun also vom Wir verdrängt? Nein! Im Gegenteil: Das gestärkte Ich, also der Wunsch nach einem selbstbestimmten, freien Leben, Authentizität und Individualität, findet in den neuen Bündnissen einen stabilen Rahmen und gleichgesinnte Komplizen. Das Ich mündet sozusagen ins Wir! Ein Gedanke, der nicht nur schön und irgendwie beruhigend ist, sondern auch tatsächlich trägt – und zwar im privaten Bereich ebenso wie in der Wirtschaft.

Hippe Büroclique: Zukunftsorientierte Unternehmen setzen auf Socializing und Nachhaltigkeit.

„Wir“ steckt in „Wirtschaft“

Längst bauen moderne Unternehmen ihre Hierarchien ab und setzen mehr „Colaborative“- und „Sharing“-Ideen um. Denn auch bei den großen Entscheidern kommt allmählich an, dass es kein „Weiter so!“ mehr geben kann. Die Gewinnmaximierung hat ihren Peak erreicht. Wer in Zukunft weiterbestehen will, muss auch in die Zukunft investieren. Und das heißt: reflektiert, nachhaltig und sozial denken! Was bisher jedoch den Stempel des Verzichts getragen hat, überrascht nun mit großem innovativen Potenzial.

„Wir brauchen eine neue Form des Zusammenlebens, in der der Einzelne sich eingeladen, ermutigt und inspiriert fühlt, seine Talente und Begabungen zu entfalten – zum Wohle aller.“

Gerald Hüther, Hirnforscher und Autor

Das Comeback beziehungsweise das Remake des sozialen Denkens und Handelns ist eine Antwort auf die zunehmende Komplexität des Lebens. In ihr sind uns Menschen bisweilen die Orientierung und der Halt abhandengekommen. Das neue Miteinander gibt uns wieder ein Gefühl der Zugehörigkeit, Sinnhaftigkeit und des Vertrauens.

Badenixen: sich mit einer Gruppe identifizieren und aktiv sein – ein wahrer Gesundheitsgarant.

Gemeinsam stark und individuell

In Zeiten von steigenden Senioren- und Single-Haushalten sowie Ein-Eltern-Familien schaffen Mehrgenerationenhäuser, Eltern-Kind-Büros, Repair-Cafés oder Nachbarschaftsnetzwerke ein neues Gemeinschaftsgefühl, das für Entlastung im Alltag sorgt. Solche Initiativen nutzen die Ressourcen jedes Einzelnen, bündeln Kräfte und schließen Lücken, auf die ein träger Politik- und Ämterapparat nicht adäquat reagieren kann.

„Wir müssen lernen, als Brüder miteinander zu leben oder als Narren unterzugehen!“

Martin Luther King

Die neuen Communitys und Organisationsformen sind manchmal unkomplizierter und fast immer effektiver und kostengünstiger als Einzelkämpferlösungen – und sie liefern einen gewissen Kuschelfaktor gleich mit. Denn im Idealfall entstehen auch neue Wohlfühlorte wie Gemeinschaftsgärten, in denen sich der individuelle Lebenstraum perfekt umsetzen lässt! Die Kombination von virtuellen Kontakten und realen Beziehungen ist dabei ein weiteres Novum, von dem alle nur profitieren können.

Zusammengehörigkeit hält gesund

Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe – auch einer virtuellen – ist ein wahrer Gesundheitsbooster, wie mehrere Studien zeigen: Sie steigert die allgemeine Lebenszufriedenheit und mindert das Risiko für Depressionen, Schlaganfall, geistigen Abbau im Alter und allerlei andere Krankheiten. Dabei schneidet die Gruppe sogar besser ab als Familienzugehörigkeit oder einzelne Freundschaften. Allerdings nur unter einer Voraussetzung: Identifikation!

Bitte identifizieren Sie sich!

Nur wer sich seiner Gruppe wirklich zugehörig fühlt, gemeinsame Aktivitäten unternimmt, auf Hilfe und Vertrauen von Gleichgesinnten zählen kann, sich als Teil von einem großen Ganzen fühlt, der profitiert in hohem Maße auch gesundheitlich vom Gruppeneffekt. Eine passive Mitgliedschaft oder reine Zweckgemeinschaft ohne Verbindlichkeit wird keine solche Wirkung zeigen. Umgekehrt aber bewirken Isolation oder der Ausschluss aus einer Gruppe Reaktionen in der Schmerzregion des Gehirns. Dann doch lieber gemeinsam statt einsam!

Stand: März 2019

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