Männer & Vorsorgeuntersuchungen
Gehören Sie auch zur „Risikogruppe Mann“? Dann erfahren Sie hier, welche Vorsorgeuntersuchungen Männer vornehmen lassen können!
Text: Karen Cop
Laut der globalen Studie der WHO zum Wohlbefinden der Menschheit werden jährlich rund 73 Millionen Jungen und 68 Millionen Mädchen geboren. Doch im Laufe des Lebens dreht sich das Geschlechterverhältnis um. Statistisch gesehen sterben Männer fast fünf Jahre früher als Frauen, 28 % bereits vor ihrem 70. Lebensjahr. Ist es per se ein Risiko, Mann zu sein? Oder leben Männer „nur“ riskanter? Die Forscher stellten fest, dass 33 der 40 häufigsten Todesursachen sich vermehrt auf die Lebenserwartung von Männern auswirken. Zum Beispiel kosten Herzkrankheiten sie 0,84, Lungenkrebs 0,4 und obstruktive Lungenkrankheiten 0,36 Jahre. 75 % aller Selbstmorde begehen Männer. Und laut Krebsbericht des Robert Koch-Instituts liegt die absolute 5-Jahres-Überlebensrate von Männern bei Krebserkrankungen derzeit bei 50 % (Frauen 58 %). Denn Männer gehen auch seltener zu Vorsorgeuntersuchungen, obwohl die gesetzlichen Krankenkassen einen umfangreichen Leistungskatalog anbieten. Hier sehen Sie einige der wichtigsten Erkrankungen von Männern – und passende Vorsorgeleistungen.
Gesundheits-Check-ups zur Früherkennung
Die Früherkennung von Krankheiten ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Dennoch schwänzen laut Umfragen und Erfassungen der Krankenkassen vier von fünf Männern ihre Vorsorgeuntersuchungen, auf die jeder gesetzlich Versicherte Anspruch hat: Diese Gesundheitsuntersuchung wird einmalig zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr übernommen. Der Hausarzt oder Internist bespricht mit Ihnen Ihre allgemeine gesundheitliche Verfassung, dann Ihre Risiken, zu denen beispielsweise familiäre Krebsrisiken gehören, sowie durch den Lebensstil bedingte Risikofaktoren wie eine nährstoffarme Ernährung oder Rauchen. Anschließend untersucht er den Körper, misst den Blutdruck und lässt Ihre Blut- und Urinwerte im Labor bestimmen. Ab dem 35. Geburtstag empfiehlt sich eine Vorsorgeuntersuchung für Männer alle drei Jahre, um Herz, Kreislauf und Nieren, aber auch den Impfstatus im Blick zu haben. Ein Screening zur Hautkrebsvorsorge kann in den Gesundheitscheck integriert werden; der Hautarzt darf das Hautscreening alle zwei Jahre abrechnen.
Risikofaktoren Bluthochdruck und Blutzucker
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung berichtet, dass 59 % der Männer schon in der Altersgruppe der 30- bis 35-Jährigen übergewichtig sind. Am Ende ihres Berufslebens tragen 74,2 % zu viele Kilos. Dabei ist erwiesen, dass Übergewicht anfälliger für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes macht. Laut RKI „kommt es in der Altersgruppe der 45- bis 64-jährigen Männer zu einem relevanten Anstieg der bekannten Bluthochdruckfälle auf 34,4 %“. Eine ballaststoffreiche Ernährung und sportliche Bewegung können dazu beitragen, Gewicht und Bluthochdruck zu senken, der Herz und Gefäße auf Dauer schwer schädigt. Ein Test zur Diabetes-Früherkennung gehört ebenfalls zum Check-up dazu. Beim Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DRES) finden Sie einen Selbsttest zu Ihrem Diabetesrisiko.
Die BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER unterstützt per Bonusprogramm eine Mitgliedschaft im Sportverein und erstattet alle zwei Jahre die Kosten für einen Sportler-Check-up, wenn Sie in den letzten fünf Jahren nicht regelmäßig sportlich aktiv waren oder über 35 Jahre alt sind.
Krebsvorsorge speziell für Männer
Schon junge Männer können an bösartigem Hodenkrebs erkranken — zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr ist das die häufigste Krebsart. Ältere Männer leiden öfter an Prostatakrebs, jeder sechste Mann ist betroffen. Bei beiden Krebsarten sind die Heilungschancen gut, wenn sie im Frühstadium erkannt werden. Früherkennungsuntersuchungen bei einem „Männerarzt“ machen es möglich. Dies kann ein Androloge oder Urologe, aber auch ein guter Hausarzt sein. Hauptsache, Sie vertrauen ihm! Denn spätestens ab 45 Jahren empfiehlt sich ein jährlicher Besuch zur Genital- und Prostatauntersuchung. Dabei wird der Arzt die Lymphknoten, äußeren Genitalien und die Prostata abtasten. Auch an Darmkrebs erkranken Männer früher und häufiger als Frauen. Deshalb haben Männer bereits ab 50 (Frauen ab 55) einen Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder einen jährlichen Stuhltest, der verstecktes Blut aufspürt. Ab 55 können sie sich zwischen Stuhltests im Abstand von zwei Jahren oder einer weiteren Koloskopie entscheiden.
Video
Wie läuft eine Prostata-Untersuchung ab? Das beschreibt hier Dr. Tobias Weigl in seiner Videosprechstunde:
Schutzimpfungen für Männer und Jungen
Humane Papillomaviren (kurz: HPV) gehören zu den sexuell übertragbaren Erregern, gegen die Mädchen längst geimpft werden, weil sie Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Seit 2018 empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission) die HPV-Impfung auch für Jungen bis 15, möglichst vor dem ersten Sex. Auch sonst ist für Männer ein guter Impfstatus wichtig, denn sie erkranken an Infektionen oft schwerer als Frauen. Eine Erklärung: Auf dem X-Chromosom sind viele Gene mit Immunfunktionen und Männer haben nur eins. Auch bei COVID-19 meldete die WHO, dass deutlich mehr Männer einen schweren Verlauf hatten; der Männeranteil an den Verstorbenen betrug rund 60 %. „Zwischen 70 und 80 % der Patienten, die eine Intensivbehandlung brauchen, sind männlich", bestätigt Prof. Cathérine Gebhard, Universitätsspital Zürich.
Außerdem sollten Sie sich ab 60 Jahren jährlich gegen Influenza und ggf. Pneumokokken impfen lassen. Dann kann der Arzt auch gleich im Impfpass sehen, welche Auffrischungsimpfungen notwendig sind.
Übrigens: Mit einem vollständigen Impfschutz können Sie im Bonusprogramm der BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER punkten!
Vorsorgeuntersuchungen Männer: die Bauchschlagader
Ein Aneurysma ist eine krankhafte Ausbuchtung an einer Schlagader, meistens ist davon nichts zu spüren. Doch die Aorta kann plötzlich reißen, weil die Gefäßwände an dieser Stelle dünner sind. Ein Riss führt zu einem lebensbedrohlichen Notfall, bei dem jede Sekunde zählt, damit der Patient nicht verblutet. Ein großes Aneurysma sollte deshalb zur Sicherheit entfernt werden. Vor allem von Aneurysmen an der Bauchaorta sind Männer häufiger betroffen: Wissenschaftliche Untersuchungen bei 65- bis 75-Jährigen sprechen von etwa zwei von 100 Männern. Deshalb haben gesetzlich Versicherte ab 65 Jahren Anspruch auf eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung. Natürlich ist nicht jede Ausbuchtung, die dabei gefunden wird, akut gefährlich. Aber Sie können anschließend in Ruhe mit dem Arzt beraten, ob das Aneurysma entfernt werden sollte. Fest steht jedoch, dass die Risiken für die Entstehung eines Bauchaortenaneurysmas steigen, wenn Sie unter Bluthochdruck leiden, erhöhte Blutfettwerte haben oder rauchen.
Gute Adressen und Leistungskatalog zur Vorsorge
Haben Sie Risiken oder Vorerkrankungen? Oder möchten Sie einfach mehr für sich sorgen und für Ihre Gesundheit tun? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Bildung (BZgA) bietet im eigens eingerichteten Männerportal seriöse, fachlich geprüfte Gesundheitsinformationen. Auch Themen wie Stressbewältigung und psychische Gesundheit gehören dazu – damit Sie nicht zu den Männern gehören, die notfalls zu Alkohol greifen, statt sich von Fachärzten behandeln zu lassen. Auch über Früherkennungsuntersuchungen und urologische Erkrankungen gibt es auf der Website mehr wissenswerte Fakten und praktische Tipps.
„Wir wollen Männer gesünder machen“ ist das Motto der Stiftung Männergesundheit. Neben aktuellen Meldungen finden Sie dort eine kostenlose Wissensreihe mit Broschüren zu unterschiedlichen Themen von der erektilen Dysfunktion über Krebs bis zur Vater-Kind-Kur.
Alle Leistungen und Vorsorgeuntersuchungen Ihrer Krankenkasse sehen Sie hier: www.bkkgs.de/versicherte/leistungen/leistungen-von-a-z
Tipp der BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER
Sie möchten einen Gesundheits-Check-up oder eine Krebsvorsorge in Anspruch nehmen und haben das dafür notwendige Alter noch nicht erreicht? Kein Problem: Im Rahmen des 250 Euro Vorteils-Pakets können Sie diese Untersuchungen zusätzlich und unabhängig vom Alter in Anspruch nehmen.
Zur Autorin: Karen Cop kennt einige Männer, die sich von ihren Frauen „zum Arzt tragen“ lassen. Zum Glück weiß ihrer, dass sie ihn möglichst lange gesund erleben möchte – er geht, ohne zu murren, zu seinem Doc.
Stand: Oktober 2021
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