Mindset: Die Macht der Gedanken
Lernen Sie die Macht Ihrer Gedanken kennen, prüfen Sie, welcher Mindset-Typ Sie sind und wie Sie Ihr Mindset zur Erreichung Ihrer Ziele ändern können.
Text: Barbara Lang
Ein buddhistisches Sprichwort sagt: „Was du denkst, bist du. Was du bist, strahlst du aus. Was du ausstrahlst, ziehst du an.“ In dieser Weisheit zeigt sich das, was wir heute Mindset nennen. Übersetzt heißt das so viel wie Denkweise oder geistige Haltung. Mittlerweile bestätigen auch moderne westliche Forscher und Psychologen, dass das Mindset großen Einfluss auf das Verhalten und die Erfolge von Menschen hat.
Der Einfluss des Mindsettings
Das, was wir über uns selbst, andere Menschen und die Welt denken, also unser Mindset, hat Auswirkungen auf unser Handeln. Ein Beispiel, das sicher jeder nachvollziehen kann: Wer von sich denkt: „Mich mag keiner“, geht anders in eine Gruppe hinein als jemand, der verinnerlicht hat: „Ich bin beliebt.“ Die starke Kraft der Gedanken lässt solche Gefühle und Glaubenssätze für die Menschen zur gefühlten Realität werden. Ob sie jedoch wirklich wahr sind, ist fragwürdig!
Woher kommt mein Mindset?
Zum Teil werden uns unser Selbstbild und unser Glauben vom Leben, der Welt und den Menschen in der Kindheit beigebracht. Zum Teil prägen uns aber auch Erfahrungen der ersten Lebensjahrzehnte. Beispiele gefällig? - „Du warst schon als Baby so hübsch und schlau.“ - „Ich bin immer so aufgeregt, wenn ich vor der Klasse sprechen soll, dass ich keinen Ton herausbekomme.“ - „Lass dir niemals etwas von anderen gefallen.“ - „Ich bin die Schlechteste in Sport.“ Wir alle kennen solche oder ähnliche Sätze.
Gedankenkraft wirkt auf unsere Einstellung
Begleiten uns solche Gedanken und Glaubenssätze lange Zeit, bekommen sie eine enorme Kraft. Sie setzen sich in unserem Gehirn und Unterbewusstsein fest und wirken sich auf unsere innere Einstellung aus. Jedes Mal, wenn wir später im Leben vor einer ähnlichen Situation stehen – zum Beispiel vor Menschen sprechen sollen oder einen neuen Sport anfangen wollen –, beherrscht dieses Denken unser Tun.
Negatives Mindsetting
Auch Vorurteile manifestieren sich so, wie wissenschaftliche Experimente bestätigen: Zum Beispiel schnitten Frauen, die bei einem Mathematiktest ihr Geschlecht angeben sollten, schlechter ab als in Tests ohne diese Angabe. Dahinter steckte der verinnerlichte Glaube, Frauen wären schlecht in Mathe. Überhaupt neigen wir Menschen dazu, uns eher ein negatives Mindsetting anzugewöhnen. Wenn wir Episoden unseres Lebens als prägend für unser Selbstbild interpretiert haben, sind es häufig destruktive: „Ich bin eben ein Tollpatsch/ein Angsthase.“ – „Ich kann halt nicht mit Geld umgehen.“ – „Ich war schon immer so aufbrausend/schüchtern.“
Bestätigende Reaktionen
Durch derartige Denkmuster ergeben wir uns in ein Schicksalsdenken, das uns als zwangsläufig erscheint. Entsprechendes Verhalten ist die logische Folge. Ja, wir schaffen es sogar, diese Überzeugungen so durch unsere Haltung nach außen zu tragen, dass wir von unserer Umwelt auch bestätigende Reaktionen zurückbekommen. Die Psychologie nennt das „selbst erfüllende Prophezeiung“.
Fixed Mindset
Die Motivations- und Entwicklungspsychologin Carol Dweck ist Professorin an der Stanford University, USA, und hat zwei Formen von Mindsettings ausfindig gemacht: das Fixed Mindset und das Growth Mindset. Wie die Begriffe bereits verdeutlichen: Beim Fixed Mindset ist unsere Denkweise starr und fixiert. Wer dazu neigt, glaubt, dass Fähigkeiten angeboren, Umstände vorgegeben und bestimmte Dinge ohnehin nicht oder schwer änderbar sind. Man setzt auf Beständigkeit.
Growth Mindset
Das Growth Mindset ist wachstumsorientiert und flexibel. Wer dieses Denkmuster verinnerlicht hat, nimmt Herausforderungen an, obwohl er weiß, dass er scheitern kann, ist überzeugt, Dinge erlernen zu können und durch eigenes Engagement Ziele zu erreichen. Veränderungen (auch Niederlagen) sieht man hier als Chancen und tritt Neuem mit Neugier entgegen. Manchmal sucht man aber vielleicht auch zu schnell nach neuen Optionen.
Wenn das Mindset im Weg steht
Zunächst mal sollte man beide Mindsets wertfrei betrachten, denn je nach Situation kann mal das eine, mal das andere vorteilhafter und hilfreicher sein. Motivationstrainer, Coaches und Psychologen sind in ihrer Arbeit allerdings wohl häufiger mit der Kombination von negativen und/oder starren Mindsets konfrontiert, mit denen Menschen sich selbst im Weg stehen – siehe Beispiele oben. Dann liegt die Kunst darin, nach und nach die Perspektive zu ändern.
Kann man die Macht der Gedanken ändern?
Nahezu jeder Mensch hat in seinem Leben ein oder mehrere Themen, bei denen er nicht weiterkommt. Sei es der eigene Körper, der berufliche Erfolg, die Freizeitgestaltung, die Partnerschaft oder die Verwirklichung eines alten Traums oder Wunsches. Gut möglich, dass uns da unser Mindsetting ausbremst. Es lohnt sich also, den eigenen Glaubenssätzen und Denkmustern auf die Schliche zu kommen. Sie sind oft tief im Unterbewusstsein vergraben, aber wir können sie aufdecken, betrachten und bei Bedarf ändern. Denn: Veränderung beginnt im Kopf!
Vom Mindset zum Mindshift
Mindshift bezeichnet die Veränderung unseres Denkens, das Neu-, Anders-, Querdenken. Es ist ein Prozess, der Wochen, Monate, Jahre oder ein ganzes Leben lang dauern kann. Aber er lohnt sich. Im ersten Schritt muss man dafür erst mal sein aktuelles Mindsetting aufdecken.
Schritt 1: Mindset erkennen
Stellen Sie sich Fragen wie ...:
- Welche Sprichwörter trage ich seit meiner Kindheit in mir?
- Gibt es innere Verbote?
- Welche Anekdoten hat man über mich in der Familie immer wieder erzählt?
- Welche Ereignisse in meinem Leben haben mich zu dem gemacht, was ich (vermeintlich) heute bin?
- Welche Menschen haben Einfluss auf mein Verhalten und womit?
Mindset mit Realität abgleichen
In einem zweiten Schritt gilt es dann, all diese aufgedeckten Redensarten, Lebensweisheiten, persönlichen Geschichten, prägenden Ereignisse und Einflüsse, die zu Ihrer Überzeugung geworden sind, zu betrachten und zu überprüfen.
Schritt 2: Mindset reflektieren
Stellen Sie sich Fragen wie ... :
- Sind meine verinnerlichten Sätze wirklich wahr oder nur subjektive Interpretation?
- Aus welchem anderen Blickwinkel kann ich Geschichten und Erfahrungen noch betrachten und wie sehen sie dann aus?
- Sind das wirklich meine Überzeugungen oder habe ich sie von anderen übernommen?
- Bin ich wirklich genau so, wie ich glaube, oder schlummern da auch noch andere Seiten und Möglichkeiten in mir?
Die Macht der Gedanken in eine andere Richtung lenken
Haben Sie Mindsettings ausfindig gemacht, die Sie beim Erreichen Ihrer Ziele und Wünsche blockieren? Dann knöpfen Sie sie sich vor: Verändern Sie Ihr Denken in einem nächsten Schritt und etablieren Sie neue, stärkende Glaubenssätze, Gedanken und Ziele. Oder verändern Sie äußere Bedingungen, die nicht mehr zu Ihnen passen.
Schritt 3: Mindset ändern
Um Ihr Mindsetting zu ändern, können Sie sich unterschiedlicher psychologischer und praktischer Techniken und Methoden bedienen, die wir Ihnen in unserem Artikel „Jetzt das Mindset ändern!“ genauer beschreiben. Natürlich bedarf es dafür einer gewissen Disziplin und Geduld, ja oft sogar Mut. Bleiben Sie dran – jeden Tag ein kleines bisschen – und seien Sie nicht zu streng mit sich, wenn Sie auf dem Weg auch mal straucheln. Ihre neue Einstellung erlaubt Ihnen das hoffentlich und sieht es als Chance an. Freuen Sie sich über kleine Fortschritte!
Wissen, was man will
Die systemische Beraterin Renate Daimler erzählt in einem Interview mit der Fachzeitschrift „Psychologie heute“ von Ihren eigenen Veränderungen und rät plakativ: „Ich empfehle, den Tod als Ratgeber für ein gutes Leben zu nutzen.“ Bei belastenden Situationen solle man sich fragen: „Würde ich das so weitermachen, wenn ich wüsste, dass ich nur noch ein Jahr auf der Welt bin?“ Man müsse sich bewusst machen, wohin die eigene Lebensfreude wolle. Ein Rat, den jeder verinnerlichen sollte!
Positiv denken – das ganze Geheimnis?
Jein, sagt Gabriele Oettingen, Professorin für Psychologie an den Universitäten von New York und Hamburg. Sie widmete sich lange der Motivationsforschung und nach ihrer Erkenntnis verhilft positives Denken alleine nicht zum Erfolg. Verschiedene ihrer Tests zeigten, dass das positive Visualisieren eines Ziels ihre Probanden oft so sehr entspannte, dass ihnen die Energie zur Umsetzung fehlte. Und dass Testpersonen erfolgreicher waren, die zusätzlich auch mit Hindernissen rechneten. „Think pink“ ist also nicht immer die Lösung!
Zur Autorin: Barbara Lang ist freie Journalistin, Diplom-Sozialpädagogin und Mutter eines Teenagers. Sie recherchiert und schreibt hier vorwiegend Artikel zu Psychologie- und Gesundheitsthemen. Welchen „durchschlagenden“ Unterschied ein zielgerichtetes Mindset macht, hat sie selbst im Taekwondo gelernt: Beim Bruchtest muss sie sich das Ziel ihres Kicks hinter dem Brett denken!
Stand: Juni 2020
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