Geistig flexibel bleiben
Ob große Veränderung oder kleinere Fragestellungen – das Leben fordert uns immer wieder heraus. Besser, man bleibt geistig flexibel.
Text: Barbara Lang
Corona, Pandemie, Lockdown, Krise – die wohl meistbenutzten Wörter der vergangenen Monate zeigen: Es war keine leichte Zeit! Und noch immer kann die gewohnte Normalität nicht zurückkehren. Grund genug, sich einmal der Frage zu widmen: Wie kommen wir auch in Zukunft möglichst unbeschadet durch solche schwierigen Zeiten? So viel vorweg: Geistige Flexibilität spielt dabei – wie überhaupt im Leben – eine große Rolle!
Geistig flexibel durchs Auf und Ab
Es muss nicht immer ein so einschneidendes Erlebnis sein wie der Ausnahmezustand, den das Coronavirus weltweit ausgelöst hat – schon wesentlich kleinere Veränderungen, Umstellungen oder Lebensaufgaben können uns gewaltig herausfordern. Ob Arbeitsalltag oder Privatleben, unsere Anpassungsfähigkeit und unsere geistige Flexibilität werden immer wieder auf die Probe gestellt.
Flexibel (von lateinisch flexibilis) = biegsam, elastisch, an veränderte Umstände anpassungsfähig, bei Entscheidungen wendig.
Definition Duden
Schon der Duden bringt es mit aller Sachlichkeit auf den Punkt: Allein mit Beharrlichkeit sollten wir besonders fordernden Lebensumständen besser nicht begegnen. Warum? Weil der biegsame Baum, der sich im Sturm wiegt, weniger Gefahr läuft, beschädigt zu werden, als der starre! So profan dieses Naturgleichnis rüberkommen mag – genau diese Eigenschaften machen die geistige Flexibilität zu einer der gefragtesten Fähigkeiten in Arbeitsalltag und Privatleben.
Anpassungsfähig heißt agil
Biegsamkeit ist jedoch nicht zu verwechseln mit „sich verbiegen“, im Sinne von sich selbst untreu werden. Vielmehr ist eine geistige Beweglichkeit, Agilität, gefragt, die es uns leichter macht, auf die Gegebenheiten und Überraschungen des Lebens zu reagieren und damit klarzukommen. Etwa wie ein Fänger, der immer in Bewegung ist, um die Bälle zu erwischen, die ihm zugeworfen werden. Wer bereit ist, sich auf Veränderungen einzulassen, und auch mal neue Sichtweisen und Perspektiven ausprobiert, wird gelassener mit Umstellungen umgehen.
Geistig flexibel zu mehr Potenzial
Geistige Flexibilität birgt also viel Potenzial: Sie schenkt uns mehr Handlungsfreiheit, eröffnet uns neue Wege, bietet uns die Chance zur Weiterentwicklung und regt neue Verknüpfungen von Nervenzellen im Gehirn an. Letztlich macht sie uns selbstsicherer und mutiger in der Begegnung mit Veränderungen. Denn wer geistig flexibel ist, ist unbefangen, kompromissbereiter und kann besser oder schneller umdenken. Dies wiederum ist eine Voraussetzung, um kreativ mit Krisen, Ängsten und Neuerungen umzugehen – und vielleicht sogar etwas ursprünglich Negatives in etwas Positives zu verwandeln. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel „Akzeptieren, was ist“.
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen.
Chinesisches Sprichwort
Aber wie kommen wir denn zu mehr geistiger Flexibilität? Zunächst einmal müssen wir bereit sein, unsere Komfortzone zu verlassen: Alte Gewohnheiten, feste Vorstellungen und Erwartungen, starre Routinen, fixe Verhaltensmuster – all das kann uns zwar gelegentlich (vermeintliche) Sicherheit geben, doch es engt unser Denkvermögen auch ein, macht uns unbeweglich.
Flexibilität beginnt mit Reflexion
Wer flexibler werden will, muss sich also erst mal selbst kritisch reflektieren und sehen, wo er zu starr geworden ist. Nicht ohne Grund steckt im Wort „reflektieren“ auch das lateinische „flectere“, denn wir biegen sozusagen unsere Gedanken zurück, wenn wir über uns nachdenken. Mag sein, dass dabei auch unangenehme Empfindungen emporsteigen – sie zu überwinden und Bereitschaft für das Betreten von Neuland zu zeigen, ist an dieser Stelle die größte Kunst.
Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
Albert Einstein
Zu guter Letzt geht es an die Umsetzung: In welchen Situationen reagieren Sie immer wieder gleich oder treten auf der Stelle? Probieren Sie hier beim nächsten Mal ganz bewusst ein anderes Verhalten aus. Wer dabei merkt, dass er seine Anpassungsfähigkeit und Offenheit für Neues erst einmal auf Trab bringen muss, probiert z.B. ein, zwei Wochen lang jeden Tag etwas Neues aus: sei es eine unbekannte Eissorte, einen neuen Weg zur Arbeit, Smalltalk mit der Kassiererin, ein neues Rezept oder ein Schnuppertraining in einer neuen Sportart. Vielleicht führen Sie sogar Buch darüber – und merken am Ende selbst, wie viel Spaß Ihnen diese neuen Erfahrungen machen und dass auch andere Menschen offener auf Sie reagieren.
Zur Autorin: Barbara Lang schreibt hier vorwiegend zu Psychologie-, Gesundheits- und Familienthemen. An ihrer inneren Flexibilität trainiert sie schon seit vielen Jahren (erfolgreich) – zurzeit hat sie auch die äußere im Fokus: Stretching & Co.
Stand: September 2020
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