Tauchen – Fisch unter Fischen
Urlaub am Meer dient oft der Entspannung. Dabei kann er sehr aufregend sein: Wer tauchen lernt, entdeckt eine faszinierende Unterwasserwelt.
Text: Oliver Armknecht
Eigentlich ist es schon etwas seltsam. Zu etwa 70 % besteht die Erde aus Wasser, die Weltmeere sind unser Aushängeschild. Nicht umsonst reden wir gern vom blauen Planeten. Und doch ist uns dieser Teil überwiegend fremd. Gerade die tiefen Regionen sind für uns unerreichbar, immer wieder werden spektakuläre Entdeckungen gemacht, neue Tierarten entdeckt, die bizarr und rätselhaft erscheinen.
Wie viel Leben da unten in der Tiefe existiert, kann nur spekuliert werden. Aus einfachem Grund: Der menschliche Körper ist für solche Bedingungen einfach nicht gemacht. Und doch gingen die Menschen schon früh auf Tauchgang, sei es aus Neugierde oder auch aus wirtschaftlichem Interesse. Da seinerzeit technische Ausrüstungen in weiter Ferne waren, es keine Taucheranzüge oder Pressluftflaschen gab, von U-Booten ganz zu schweigen, blieb einem nichts anderes übrig, als einfach die Luft anzuhalten.
Herausforderung: Freitauchen
Das sogenannte Freitauchen – auch als Apnoe-Tauchen bekannt – ist ein Sport, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut und als Leistungssport betrieben wird. Es gibt richtige Wettkämpfe, bei denen je nach Disziplin diejenigen gewinnen, die am längsten tauchen oder die weiteste Strecke zurücklegen. Doch dafür muss viel trainiert werden.
Dabei geht es weniger um das Erlernen von Schwimmtechniken. Die werden so oder so vorausgesetzt. Vielmehr müssen ambitionierte Sporttaucher einen bewussten Umgang mit der eigenen Atmung lernen. Atmen – das ist etwas, das wir ganz automatisch machen, weil es unser Körper so will und braucht. Doch es gibt Möglichkeiten, dieses gezielt zu trainieren – sowohl physisch wie mental –, um länger und tiefer zu tauchen. Der Weltrekord steht bei 11 Minuten, 53 Sekunden.
Video
Apnoe-Taucher Alexei Moltschanow stellt einen neuen Weltrekord in der Kategorie „Konstantes Gewicht mit Flossen (CWT)“ auf. Sehen Sie hier die beeindruckende Kurzreportage davon:
Tauchen an der Oberfläche
Aber nicht alle wollen das Tauchen als sportliche Disziplin betreiben. Viele sind weniger daran interessiert, den Körper zu neuen Höchstleistungen anzutreiben. Stattdessen gilt das Interesse dem Erkunden der Unterwasserwelt. Dafür muss man nicht einmal sehr weit in die Tiefe. Es gibt durchaus Gegenden, bei denen bereits ein kurzer Blick unter die Oberfläche wundersame Meeresbewohner enthüllt...
Um diese entdecken zu können, braucht es keinen durchtrainierten Adoniskörper oder sündhaft teuren Taucheranzug. Ein einfacher Schnorchel, durch den sich normal weiteratmen lässt, kann da schon reichen. Zusammen mit einer Tauchermaske und Flossen bildet er die sogenannte ABC-Tauchausrüstung. Wer ein paar unvergessliche Bilder aus dem Urlaub möchte, kann auf diese Weise Fische oder auch bezaubernde Korallenformationen auf dem Meeresboden festhalten.
Auf der Suche nach dem Wrack
Wer beim Tauchen etwas mehr Tiefgang möchte, dem stehen vielfältige Optionen offen. Bei speziellen Tauchreisen locken beispielsweise Tauchgänge, die zu spektakulären Wracks führen. Hoch im Kurs stehen auch Höhlen, die erkundet werden können und atemberaubende Szenerien bereithalten. Allein kann man dies aber nicht machen, Tauchen ist aus Sicherheitsgründen immer ein Partnersport.
Gerade zu Beginn ist es notwendig, dass echte Tauchkundige dabei sind. Anfängern fehlen nicht nur die körperlichen Fähigkeiten, um überhaupt dort anzukommen, sondern auch die Erfahrung, was etwa in schwierigen Situationen zu tun ist. Je unzugänglicher der Zielort, umso länger die Vorbereitung. Es gibt auch je nach Zielsetzung die unterschiedlichsten Tauchausbildungen: Da ist von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten alles drin. Am Ende winken Tauchscheine, die es je nach Organisation in verschiedenen Ausführungen geben kann und die festlegen, wie tief man tauchen darf.
Die bekannteste Organisation ist dabei PADI (Professional Association of Diving Instructors), mit 6.200 Tauchbasen die weltweit größte kommerzielle Tauchausbildungsorganisation. Aber auch die ursprünglich in Deutschland gegründete Organisation Scuba Schools International (SSI) ist weltweit etabliert.
Tauchausbildung vor Ort oder daheim?
Die Frage nach der geeigneten Organisation ist dabei eng mit einer anderen verbunden: Wo möchte ich diese Tauchausbildung eigentlich machen? Viele verbinden das intuitiv mit Urlaub. Wenn man schon mal in die Ferne reist, kann man sich schließlich etwas gönnen und eine ganz neue Erfahrung machen. Ein Muss ist das aber nicht.
Wer nicht die Zeit hat oder auch das Geld, um mehrere Wochen im Ausland unterwegs zu sein oder Jahr für Jahr wiederzukommen, kann auch hierzulande eine Tauchschule besuchen. Anstatt in kurzer Zeit so viel wie möglich pauken zu müssen, kann man so sein eigenes Tempo wählen. Dabei wird oft auch beim Indoortauchen trainiert. Das hat den Vorteil, dass die Tauchbedingungen sehr konstant sind und man sich stärker auf die Technik konzentriert. Einer späteren Tauchreise steht damit nichts im Wege.
Warum sich nicht für die bestandenen Kurse damit belohnen, beim nächsten Urlaub gleich richtig zu tauchen und das Erlernte umzusetzen? Abhängig vom jeweiligen Kursangebot bieten Tauchschulen in Deutschland Grundpreise ab 300 Euro für den Tauchschein (z.B. PADI Open Water) an.
Fitness durch Tauchen
Doch gleich, ob man in einer nahe gelegenen Tauchschule oder in der Ferne die ersten Unterwasserschritte geht, es nur zum Vergnügen oder aus sportlichen Gründen betreibt: Tauchen kann sehr gesund sein. Das fängt mit dem besagten bewussten Atmen an, das einem auch an Land helfen kann, Luft besser zu nutzen. Tauchen verbrennt ordentlich Kalorien und hilft auch beim Kraftaufbau, vor allem, wenn man diesen Sport ernsthafter betreibt und schwere Geräte zum Einsatz kommen. Gleichzeitig hat Tauchen auch etwas Meditatives, wenn wir uns mit dem Gefühl von Schwerelosigkeit durch die Unterwasserwelt bewegen. Wir sind ganz bei uns, fokussiert und doch ruhig, und tun damit auch unserer Seele etwas Gutes.
Zum Autor: Oliver Armknecht arbeitet seit 2008 als freiberuflicher Autor. Das Wasser ist sein Element, mehrfach pro Woche tummelt er sich im Schwimmbad, um dort einmal abzuschalten.
Stand: August 2023
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