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Gesund

Krampfadern: vorbeugen oder behandeln

Gestaute Beinvenen sehen nicht nur unschön aus, sie können gefährlich werden. Mit diesen Tipps beugen Sie Venenerkrankungen vor und erfahren, wie man Krampfadern vorbeugen und behandeln kann.

Text: Karen Cop

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Varikose gehört zu den häufigsten Erkrankungen. Kompressionsstrümpfe helfen, aber nicht immer allein. Zum Glück gibt es weitere Venentherapien und Venengymnastik, um Krampfadern vorzubeugen!

Wenn es draußen warm genug ist, sind sie zu sehen: bläulich bis violett schlängeln sich Krampfadern über die Beine einiger Passanten, treten manchmal knotig oder mit Beulen hervor. „Etwa 30 % aller Erwachsenen in Deutschland haben ein behandlungsbedürftiges Krampfaderleiden (Varikose)“, meldet die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Frauen trifft es laut Statistik häufiger und früher als Männer, oft während einer Schwangerschaft, da das Schwangerschaftshormon Progesteron den Venenwänden die Spannung nimmt.

Auch Ursula T., 55, entdeckte ersten Krampfadern an ihren Beinen, „als ich mit meiner Tochter schwanger war, genau wie meine Mutter“, erzählt sie. Die schlanke Sportlehrerin nahm schon mit Anfang 20 den Kampf gegen die Varizen auf, weil sie „diese blauen Seile unter der Haut erst mal nur hässlich“ fand. „Anfangs verursachen Krampfadern kaum oder wenig Beschwerden“, erklärt Dr. med. Emilia Stegemann, Gefäßmedizinerin und Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Angiologie der Agaplesion Diakonie Kliniken in Kassel.

„Da diese Erkrankung jedoch nicht von allein abklingt und sich eher verschlimmert, sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen und nur als ästhetisches Problem abgetan werden. Unbehandelt droht den Patientinnen und Patienten eine chronische Veneninsuffizienz, die nicht nur die Lebensqualität einschränkt, sondern auch gefährlich werden kann.“

Die Gefahren: Geschwüre und Venenthrombose

Unterschieden wird zwischen primärer und sekundärer Varikose: Die primäre Varikose kann durch eine veranlagungsbedingte Venenschwäche begünstigt sein wie bei Ursula T. und ihrer Mutter, die sekundäre Varikose entsteht durch einen Verschluss der tiefen Beinvenen. Danach kann das Blut nicht mehr oder nur noch teilweise durch die großen Venen abfließen und wird auf oberflächliche Venen umgeleitet. Beide Varikosen werden begünstigt durch Risikofaktoren wie Übergewicht, langes Sitzen im Büro, Homeoffice oder auf dem Sofa vorm Fernseher, aber auch durch einen stehenden Beruf, der wenig Spielraum für Bewegung lässt. Enge Kleidung und eine ballaststoffarme Ernährung sind ebenfalls im Fokus.

In der Folge leiern die Blutgefäße an den Venenwänden aus, die Zunahme des Venendurchmessers beeinträchtigt die Funktion der Venenklappen, der Blutrückfluss ist gestört und die Erkrankung schreitet immer weiter voran. Der erhöhte Blutdruck im oberflächlichen Venensystem führt zu Schmerzen in den Beinen, es sammeln sich Flüssigkeiten im Gewebe an, die Haut verändert sich und es drohen Venenthrombosen oder eine Lungenembolie.

Muskelpumpe, Kompressionstherapie und Wassergüsse helfen

„Lieber laufen und liegen als sitzen und stehen!“, lautet eine wichtige Venenregel. Gehen und Laufen sind für eine gesunde Blutzirkulation entscheidend, denn dabei wird die Muskelpumpe aktiviert. Diese Funktion erfüllen die Beinmuskeln. Sie drücken die zwischen den Muskeln liegenden tiefen Venen bei Bewegungen wie dem Gehen so zusammen, dass das Blut herausgepresst und entgegen der Schwerkraft zum Herz transportiert wird.

Bewährt haben sich Kompressionsstrümpfe, die zum Beispiel in der Schwangerschaft bei einer langen Bahn- oder Flugreise getragen werden können, um Krampfadern wie auch Thrombosen vorzubeugen. Wenn Sie bereits Varikose haben, gehören sie zur Kompressionstherapie, um gezielt Druck auf die Beinvenen auszuüben. Das Ziel: deren Durchmesser verringern und den Blutfluss beschleunigen, damit die Leistung von Muskelpumpe und Venenklappen verbessert wird. Auch sollen die Strümpfe akute Schmerzen in den Beinen lindern. Oftmals reichen jedoch Strümpfe nicht, dann sollte ein operativer Eingriff erwogen werden. Aber Achtung: Freiverkäufliche Stützstrümpfe sind für Menschen mit im Grunde gesunden Venen zur Vorbeugung gedacht, sie üben meistens nicht genug Druck aus, wenn Sie bereits Krampfadern haben. Varikose-Patientinnen bekommen die für sie richtigen per Rezept.

Wasser kann à la Pfarrer Kneipp genutzt werden, denn Wassertreten regt die Blutzirkulation an, wechselwarme Wassergüsse stärken die Gefäße. Vor allem zur Vorbeugung von Krampfadern empfiehlt sich der Schenkelguss: Erst einen warmen Wasserstrahl (36 bis 38 Grad) vom Fußrücken an der Außenseite des rechten Beins nach oben führen und über die Innenseite abwärts, dann am linken Bein. Mit kaltem Wasser (ca. 18 Grad) wiederholen. Zum Schluss beide Fußsohlen kalt abbrausen und warme Socken anziehen!

Durch Wassertreten wird die Wadenmuskulatur aktiviert, die Venen gekräftigt und das gesamte Bein optimal entstaut.

Verödung oder Venenstripping?

Mittels Verödungstherapie (Sklerotherapie) können kleine Varizen und Besenreiser verschlossen werden. Dabei wird ein verödendes Mittel in die erkrankte Vene gespritzt, außerdem sorgt Kompressionsdruck dafür, dass sie verklebt. Der Körper baut die verödeten Krampfadern schließlich ab.

Bei größeren Krampfadern gilt eine Operation als Standard, bei der die Venen ganz oder teilweise entfernt werden. Mit über 300.000 Eingriffen pro Jahr ist das Venenstripping auch die häufigste und erfolgreichste Therapieoption zur Behandlung von Krampfadern. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Auch Ursula T. entschied sich schließlich mit über 40 für die Stripping-OP. Vorher erkundigte sie sich genau, was während der Operation geschieht: „Der Chirurg macht einen kleinen Schnitt in der Kniekehle, führt eine Sonde in die erweiterte Stammvene ein und zieht die Vene mit einem Draht zurück.“

Laut der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie (DGPL) ist das 1907 erstmals durchgeführte Stripping entscheidend weiterentwickelt worden. Heute zeigt der Gefäßultraschall, welche Teile einer Vene erweitert sind, manchmal müssen nur diese Stücke entfernt werden. Ein Vorteil ist: „Gesunde Teile bleiben erhalten und können gegebenenfalls für andere Eingriffe verwendet werden, etwa für eine Bypass-Operation am Herzen.“ (DGPL)

Neuere Venentherapien: Mini-Phlebektomie, Lasertherapie, Radiofrequenzablation

Eine Mini-Phlebektomie bezeichnet das Entfernen von kleinen und kurzen Krampfadern an den Seitenästen. Dabei werden nach einer örtlichen Betäubung minimalinvasiv kleine Hautschnitte gesetzt. Auch Besenreiser können so behandelt werden. Als Alternative zur Stripping-Operation gilt die endovenöse Lasertherapie. Sie wurde 2000 entwickelt und immer mehr Behandlungszentren bieten sie an.

Auch hier führt ein Venenspezialist bei laufender Ultraschallkontrolle einen dünnen Katheter in die erweiterte Krampfader ein. Vor und nach dem Eingriff bestimmt er mithilfe einer Duplex-Sonografie den Venendurchmesser, um passgenau zu behandeln. Denn da die endovenöse Lasertherapie zu den thermischen Verfahren gehört, zieht der Arzt die Krampfader nicht heraus, sondern schädigt die Venenwand mittels Hitze, also 70 bis 80 Grad heißem Laser. Die Vene zieht sich zusammen und kann sich einige Wochen lang hart anfühlen, bis sie vollständig vom Körper abgebaut ist. Den Rücktransport des Blutes übernehmen tiefer gelegene Venen.

Die Vorteile der Lasertherapie: örtliche Betäubung statt Vollnarkose, weniger Schnitte, keine Kompressionsstrümpfe und die Patienten können – und sollen! – sich gleich wieder bewegen.

Ein weiteres endovenöses Verfahren ist die Radiofrequenztherapie. Hierbei wird ein Katheter in die erkrankte Vene geführt und Flüssigkeit gespritzt, die Hitze auslöst und die Eiweißstruktur an der Venenwand zerstört, bis sich die Vene zusammenzieht. Sie kann ambulant und mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Die endovenösen Therapien werden auch öfter mit Venenstripping kombiniert. Sie gehören noch nicht zur Regelversorgung, die BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER bietet sie aber im Rahmen von Sonderverträgen an.

Krampfadern-OP: Besondere Behandlungsangebote für Sie

Wenn Sie Krampfadern entfernen lassen müssen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Behandlungsmethode für Sie persönlich infrage kommt. Wir bieten die innovativen Behandlungen mittels Lasertherapie oder Radiofrequenz-Therapie an: bei Spezialisten, mit denen die BKK GS besondere Verträge für Sie geschlossen hat. Dadurch profitieren Sie von erfahrenen Ärzten, modernen OP-Methoden und einer koordinierten Behandlung vor und nach der Operation. Sprechen Sie uns gerne an, welche Ärzte diese innovativen Verfahren mit uns abrechnen können.
 

Zum Mit- und Nachmachen: Übungen gegen Krampfadern

Der Bayerische Rundfunk hat mehrere Übungen aufgezeichnet, die Sie ganz einfach zu Hause oder auch am Schreibtisch machen können, wie zum Beispiel die hier gezeigte „Venenpumpe“:

Krampfadern vorbeugen mit Venengymnastik

Egal ob Sie eine Veranlagung, schon Krampfadern haben oder es gar nicht so weit kommen lassen möchten: Venengymnastik hilft auch Venengesunden dabei, das Venensystem zu entlasten, zum Beispiel an langen Arbeitstagen im Sitzen oder Stehen. Schluss mit geschwollenen und schmerzenden Beinen! Die Volkshochschule bietet passende Kurse an. Wichtig ist nur, dass Sie die Übungen anschließend in Ihren Alltag „einstreuen“.

Die DGPL hat ein Gymnastikprogramm mit 13 gymnastischen Übungen zusammengestellt, die Sie teilweise auch beim Zähneputzen machen können wie den Zehenspitzenstand: „Stellen Sie sich gerade hin, beide Füße nebeneinander auf dem Boden. Heben Sie jetzt die Zehen des einen Fußes an und bewegen Sie den Vorderfuß so weit Richtung Schienbein, dass Sie auf der Ferse stehen. Stellen Sie den Fuß wieder ab und machen Sie das Gleiche mit dem anderen Fuß. Wiederholen Sie die Übung abwechselnd auf beiden Seiten jeweils 10- bis 15-mal.“

Oder am Schreibtisch zwischendurch mal nach hinten auf den Stuhl setzen, damit Ihr gerader Rücken sich an der Stuhllehne abstützen kann. Halten Sie sich hinter dem Po an der Lehne fest. Jetzt einen Unterschenkel bis zur Waagrechten anheben und den Fuß je zehnmal in die eine und die andere Richtung kreisen lassen. Dann ist das zweite Bein dran. Nach einer kleinen Pause ein- bis zweimal wiederholen! Das ganze Trainingsprogramm finden Sie hier: www.phlebology.de

Zur Autorin: Karen Cop will nicht angeben: Die Gesundheitsjournalistin ist einfach zu zappelig für Krampfadern. Aber jetzt kann sie sagen, dass sie gerade ihre Muskelpumpe bedient. Die Venen bedanken sich auf ihre stille Art: Sie sind kaum zu sehen.

Stand: Dezember 2023

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