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Familie

So wichtig: gemeinsam essen

Wenn Eltern und Kinder an einem Tisch sitzen, bedeutet das Nähe, Austausch, Halt und Geborgenheit. Es ist ein wichtiges Ritual – nicht nur an Weihnachten.

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Essen ist mehr als Nahrungs­aufnahme. Als sozialer Event verbindet es Menschen. Eine Mutter und zwei Experten erklären, warum es so wichtig für uns ist.

Zwei- bis dreimal täglich sitzt Ursula Besner mit Felicia, 9, und Sophia, 12, am großen Holztisch in ihrer gemütlichen Wohnküche. Bei regelmäßigen Besuchen gesellen sich außerdem die vier älteren Töchter dazu, die 19, 21, 24 und 27 Jahre alt sind und bereits an anderen Orten studieren oder arbeiten. An Fest- oder Feiertagen finden zusätzlich deren Partner Platz. Das gemeinsame Essen – für Familie Besner ein wichtiges Ritual.

Doch egal ob zu dritt oder als Dutzend – gemeinsame Mahlzeiten sind für die 55-jährige Grundschullehrerin aus Bayern „der Kern des Familienlebens und ein Moment, in dem man sich versammelt, austauscht und Halt gibt“. Bei ebenso gutem wie gesundem Essen erzählt jeder, was er erlebt hat und was ihn beschäftigt, hört aber auch den anderen zu. Wann und wie oft das geschieht, wird den Bedürfnissen und Terminen der Familie angepasst. Highlights sind gemeinsame Restaurantbesuche. Oder wenn die Mutter leckere Aufstriche und Oliven vom Markt mitbringt, die ein paar Euro mehr kosten.

„Essen ist ein wichtiges soziales Ritual, das das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt.“

Experten zum gemeinsamen Essen

Das Forscherteam der Universität Illinois rund um Prof. Barbara Fiese wertete Daten von mehr als 180.000 Kindern und Jugendlichen aus. Das Ergebnis: Familien, die gemeinsam essen, leben gesünder als solche, die es nicht tun. Bei einem Familienessen nimmt man mehr frische Früchte, Gemüse sowie faser- und kalziumreiche Nahrungsmittel zu sich. Für Jesper Juul, der dem Thema sein neues Buch gewidmet hat, sind Küche und Esstisch das „Herz des Hauses“, wo sich schnell Nähe aufbauen lasse und jeder die einzigartige Möglichkeit habe, „aktiv zum guten Klima in der Familie beizutragen“. Mütter und Väter können hier seiner Ansicht nach besonders gut ihre Fürsorge ausdrücken, Kinder ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erfahren. 


„Essen ist ein sozialer Event, der das Zusammengehörigkeits­­gefühl stärkt“, bestätigt Ernährungs­wissenschaftlerin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Und Prof. Dr. Barbara Methfessel, die viel über Alltagskultur geforscht hat, macht klar: „In Gesellschaften weltweit gibt es keine vergleichbare Struktur für regelmäßige organisierte Gemeinschaftserlebnisse. Und das auf allen Ebenen vom privaten über den beruflichen Bereich bis in die Politik.“

„Kinder können sich an unterschiedlichste Dinge heranschmecken. Deshalb sollte man immer wieder Neues anbieten.“

Die Freude am Essen als Gemeinschaftserlebnis beginnt beim Einkaufen und der bewussten Auswahl der Zutaten.

Vorbild und Freude an Vielfalt

Bei Familienmahlzeiten wird nach dem Vorbild der Eltern das Fundament für Verhaltensweisen und Wertvorstellungen gelegt, korrektes Benehmen ebenso wie ein Ritual trainiert und früh für Geschmacksbildung gesorgt. „Kinder können sich dabei an unterschiedlichste Dinge heranschmecken“, so Silke Restemeyer. „Deshalb sollte man ihnen immer wieder Neues anbieten und nicht zu schnell aufgeben.“

Eine gute Ergänzung könne das Essen in größeren Gruppen sein, die weniger Rücksicht auf persönliche Abneigungen nehmen und unter Gleichaltrigen leichter zum Ausprobieren und mehr Freude an Vielfalt animieren. 18 % der deutschen Kinder unter drei Jahre, 58 % der Drei- bis Sechsjährigen und 23,5 % der Sechs- bis Elfjährigen wurden laut Statista 2016 in Tageseinrichtungen versorgt. Zusätzlich zur Familie wird in solchen Institutionen, die immer mehr berufstätige Eltern nutzen, der Esstisch zu einem wichtigen Bildungsort für Sozialkompetenz, Kommunikation und ausgewogene Ernährung.

Das Essverhalten verändert sich im Lauf des Lebens immer wieder.

Gefragt für Gruppen aller Art: Bei Kochpartys werden Gerichte gemeinsam zubereitet und genossen.

Neue Essformen für Erwachsene

„Das Essverhalten verändert sich immer wieder im Lauf des Lebens“, so Barbara Methfessel. Sie genießt nun als Rentnerin mit ihrem Mann das „Privileg des Alters“. „Wir haben jetzt die Freiheit, uns mehr um unseren Genuss zu kümmern. Ich koche zwar regelmäßig – aber das nach Lust und Laune!“, bestätigt Methfessel. Im Erwachsenenalter stehen laut BMEL-Ernährungsreport 2017 nur 39 % der Deutschen täglich am Herd. 33 % tun das zwei- bis dreimal pro Woche und 11 % nie, weil Fast Food sowie Fertig- und ins Haus gelieferte Gerichte immer beliebter werden, die oft allein vor dem Computer oder Fernseher verspeist werden.

Gleichzeitig entstehen neue Formen gemeinschaftlicher Esskultur: Kochpartys für Gruppen boomen an eigens dafür geschaffenen Locations. Neuester Trend in hippen Restaurants ist „family style eating“ an langen Tafeln. Diese sind auch typisch für sogenannte Supper Clubs, bei denen bunt gemischte Gäste in Privatwohnungen bekocht werden. Spätestens an Weihnachten haben aber Traditionen Hochkonjunktur: Als Begriff, den die Deutschen mit diesem Fest verbinden, steht der Christbaum auf Platz eins. Platz zwei teilen sich Geschenke und Zeit mit der Familie, gefolgt von viel gutem Essen – egal ob Gans, Raclette und Fondue oder Würstchen mit Kartoffelsalat, all das bevorzugt im Kreis anderer Menschen.

Lektüretipps

Bücher, Broschüren, Artikel und Internetlinks über die besondere Bedeutung von gemeinsamen Mahlzeiten und einer bewussten Ernährung für Familien.

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„Essen kommen“ ­von Jesper Juul, Beltz, 19,95 €

Unter dem Motto „Familientisch – Familienglück“ erklärt der dänische Familientherapeut, wie viele Faktoren bei gemeinsamen Mahlzeiten verschmelzen. Ihre Vorteile schildert er genauso wie häufige Konflikte und mögliche Lösungsansätze. ­i-Tüpfelchen sind appetitlich fotografierte Rezepte für große und kleine Genießer.

„Mit Kindern essen: Gemeinsam genießen in der Familienküche“ von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, 12,90 €

Ratgeber rund um die kulinarischen Bedürfnisse von Kindern und die Möglichkeiten von Eltern, diese zu prägen. Ergänzung zum gehaltvollen Informationsteil sind gesunde Rezepte vom Frühstück über Haupt- und Zwischen­mahlzeiten bis zum Kindergeburtstag.

„Ernährungsbildung in der Familie“

Flyer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung darüber, wie Eltern ihren Kindern genussvolles Essen vorleben und sie zum Ausprobieren ermuntern können. Bestellt werden kann er genauso wie andere Broschüren, z. B. „Das beste Essen für Kinder“ oder „Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“, unter dge-medienservice.de.

„Jugend und Ernährung“ von Dr. Rainer Wild–Stiftung (Hg.), ­14,90 €

Fundiertes Sachbuch über eine Phase des Übergangs, in der Heranwachsende zwischen Fremd- und Selbstbestimmung pendeln und Essen auch ein Ausdruck des Lebensgefühls ist. Negative Entwicklungen wie Fast Food und Medienkonsum werden genauso geschildert wie die Rolle von Teenagern als Trendsetter, die u. a. durch Veganismus gesellschaftskritische Zeichen setzen wollen.

„Esskultur und familiäre Alltagskultur“

Ausführlicher Beitrag von Prof. Dr. Barbara Methfessel darüber, wie und wo Kinder essen lernen. Hilfreich sind außer wissenschaftlichen Erkenntnissen sieben zentrale Regeln, die ein harmonisches Miteinander erleichtern. Die Literaturliste enthält zahlreiche Quellen, die das Thema vertiefen.

„Deutschland, wie es isst“

Bestandsaufnahme im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf der Basis einer Befragung mit 1.000 Teilnehmern ab 14 Jahren. Auch hier wird klar: „Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Es ist die Voraussetzung für Lebensqualität und steht nicht zuletzt auch für Werte wie Gemeinschaft, Heimat und gemeinsame Esskultur“, so Minister Christian Schmidt.

Stand: Dezember 2017

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