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Gesund

Schluss mit Schnarchen!

Nur fünf von hundert Schnarchenden wissen, dass die nächtlichen Atemgeräusche auf eine ernste Erkrankung hindeuten können.

Text: Dr. Andrea Exler

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Schnarchen kann mehr als nur lästig sein. Erfahren Sie, was dagegen hilft und wann eine ärztliche Behandlung angezeigt ist.

Laut einer aktuellen Forsa-Studie im Auftrag der Deutschen Stiftung Schlaf gilt den meisten Schnarchern das nächtliche Sägen nicht als Gesundheitsrisiko. Nur 5 % der Betroffenen erkennen, dass eine ärztliche Abklärung notwendig sein kann. Schnarchen kann ein Anzeichen für Schlafapnoe (nächtliche Atemstillstände) sein, bei der gravierende Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems drohen. Die Befragung zeigt auch, dass Dauerschnarchen ein echter Beziehungskiller ist.

Wenn nachts die Luft wegbleibt

Etwa jeder zweite Mann und jede vierte Frau schnarchen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl. Die Geräusche entstehen, wenn die Atemwege verengt sind und die Luft quasi hindurchgepresst werden muss. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben. Die Atemwege im Bereich vom Gaumen und Rachen sind beweglich und werden durch Muskelspannung offen gehalten. Im Schlaf lässt der Muskeltonus oft nach. Oder die Zunge fällt während des Schlafs nach hinten und bildet ein Hindernis. Mitunter sitzt die Blockade in der Nase: Polypen oder eine krumme Scheidewand vermindern die Durchlässigkeit. Zum Gesundheitsrisiko wird Schnarchen, wenn es die Sauerstoffversorgung stört. Vorübergehender Sauerstoffmangel kann die Blutgefäße schädigen. Besonders gefährlich sind wiederkehrende Atemaussetzer (Schlafapnoe), die das Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall erhöhen. Allerdings sind nur rund 5% betroffen. Die Diagnose kann ein Schlaflabor stellen. Dort werden die physiologischen Funktionen während des Schlafes aufgezeichnet (Polysomnographie).

Ambulant ist heutzutage viel möglich. Auch ob eine schlafbezogene Atmungsstörung vorliegt, kann häufig ganz einfach abgeklärt werden: Sie bekommen ein Gerät für eine Nacht mit nach Hause. Nur sehr selten ist zusätzlich eine Nacht in einem Schlafmedizinischen Zentrum anzuraten und notwendig. Die Experten unseres Gesundheitstelefons 0521 5228 7799 sagen Ihnen gern, wo es in Ihrer Nähe ambulante Schlaflabore gibt.

Das sollte man vermeiden

Die erste Anti-Schnarch-Regel lautet: Nase frei halten! Nebenhöhlenentzündungen oder Allergien behindern die Nasenatmung und sollten behandelt werden. Allergische Reaktionen lassen zudem die Schleimhäute anschwellen und bewirken eine zusätzliche Blockade. Alle Substanzen, die Muskelrelaxation fördern, sind mit Vorsicht zu genießen. Dazu gehören vor allem Alkohol, Nikotin oder Schlafmittel. Vor dem Zubettgehen nicht zu viel trinken, denn große Flüssigkeits­mengen lassen das Gewebe (Weichteile im Halsbereich) anschwellen. Auch auf ausgiebige Abendmahlzeiten verzichten Schnarcher besser. Wenn die Verdauungsorgane gefüllt sind und arbeiten, verschieben sich Lunge und Zwerchfell etwas nach oben. Den gleichen Effekt haben übrigens Fettpölsterchen. Übergewicht reduzieren verhilft daher manchem auch zu einem entspannteren Schlaf. Eine häufige Empfehlung von HNO-Ärzten lautet: In Seitenlage schlafen, da in Rückenlage die Zunge leichter nach hinten fallen kann. Dies ist bei jedem Dritten die Ursache des Schnarchens.

Das hilft gegen das Rattern

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die das Sägen eindämmen sollen. Die Palette ist bunt: Mundsprays, Kinnbinden, Nasenspreizer und vieles mehr werden angeboten. Experten beurteilen die Wirksamkeit unterschiedlich. „Schienen, die den Unterkiefer während des Schlafs etwas nach vorne schieben, sind effektiv, sofern die Ursache im Bereich des Kiefers liegt“, sagte Prof. Dr. Ingo Fietze, der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Berliner Charité.

Video

Sehen Sie im Video: ein Interview von der Deutschen Welle mit Dr. Ingo Fietze, Leiter des Schlaf-medizinischen Zentrums der Berliner Charité.

Am Rücken fixierte Kissen verhindern ähnlich einem Rucksack, dass der Schläfer die Rückenlage einnimmt. Bei Schlafapnoe werden Beatmungsgeräte eingesetzt, die einen leichten Überdruck erzeugen und so das Zusammenfallen der Atemwege verhindern. Schließlich wurden in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde verschiedene chirurgische Eingriffe (an der Nase oder am Gaumen) entwickelt, um Schnarchen zu kurieren. Eine Garantie gibt es allerdings nicht.

Frauen schnarchen anders

Warum schnarchen eigentlich deutlich mehr Männer als Frauen? Mediziner haben eine mögliche Erklärung: Das Hormon Östrogen bewirkt eine höhere Muskelspannung und sorgt dafür, dass die Zunge seltener nach hinten fällt als bei Männern. Nur ein Fünftel der Patienten, die wegen ihres Schnarchens Hilfe in einem Schlaflabor suchen, sind Frauen. Allerdings haben Forscher nun einen weiteren Grund entdeckt: Ein Team an der Universität von Beer Sheva (Israel) fand heraus, dass Frauen sich selbst öfter als Männer fälschlich als Nicht-Schnarcher einordnen. Untersucht wurden rund 2.000 Personen, bei denen eine Schlafstörung vermutet wurde. Etwa viermal mehr Frauen als Männer gaben an, nicht zu schnarchen, obgleich das Schaflabor einen anderen Befund erbrachte. Schlafstörungen, darunter auch Schlafapnoe, werden üblicherweise zunächst per Fragebogen ermittelt, bevor eine Überweisung an ein Schlaflabor erfolgt. Eine falsche Selbsteinschätzung bei betroffenen Frauen könnte folglich dazu führen, dass diese seltener behandelt werden würden, so die israelischen Wissenschaftler.

Wenn der Partner schnarcht

Wer würde freiwillig an einer viel befahrenen Straße schlafen wollen? Starke Schnarcher erreichen Nacht für Nacht die Lautstärke von Verkehrslärm, das sind bis zu 80 Dezibel. Ärger im Schlafzimmer ist da vorprogrammiert. In der Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Stiftung gaben 74 % der Frauen und 61 % der Männer an, dass ihr Partner schnarche. Für die naheliegende Lösung haben sich nur 13 % der genervten Partner entschieden: So viele führten an, getrennte Schlafzimmer zu nutzen. Die nächtliche Ruhestörung sägt indes an mancher Beziehung. Ständiges Aufwachen bzw. Gewecktwerden durch den Partner kann dazu führen, dass schließlich beide jeden Morgen unausgeruht und gereizt in den Tag starten. Paartherapeuten raten daher, nicht zu lange zu zögern, die Schlafplätze zu trennen, sofern es die räumlichen Verhältnisse erlauben. Denn nicht jedes Paar kann ein zusätzliches Zimmer entbehren und dauerhaft wie ein Gast auf der Couch zu campieren, fördert auch nicht unbedingt den Hausfrieden.

Stand: September 2019

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