Haustier-Wunsch erfüllen – das gilt es zu beachten!

Hamster, Hase, Hund: Viele Kinder möchten sich Haustiere anschaffen. Eines oder mehrere zu haben, bringt Vorteile, aber auch Pflichten und Verantwortung mit sich.

Text: Antoinette Schmelter-Kaiser

Sieben Wachteln, fünf Meerschweinchen, je zwei Hasen, Schildkröten und Katzen, ein Aquarium mit Fischen, ein Pferd: Diese Tiere sind „fester Bestandteil im Alltag“ von Felicia und Sophia Besner und „wahnsinnig wichtig“ für die 14- und 17-Jährigen aus dem oberbayerischen Laufen. Zu ihren Pflichten gehören – unterstützt von der Mutter – regelmäßiges Füttern bis Saubermachen, zu ihren Freuden das Spielen, Streicheln, Beobachten, Sich-trösten-Lassen. „Unsere Tiere verbreiten immer gute Laune“, freut sich Sophia. „Nur schöne Momente“ hatte Felicia, als drei Katzenbabys zur Welt kamen, bei denen „jeden Tag etwas Neues passierte“. Eines konnte sie behalten und ihm Tricks wie Pfötchengeben beibringen – Grund für „ein cooles Gefühl“ und „Stolz“, so geschickt mit dem vierbeinigen „Familienmitglied“ Findus umzugehen.

Vor einer Anschaffung schlau machen

Wenn Kinder mit Haustieren aufwachsen, hat das viele Vorteile: „Sie sind sozialer, weil sie an den Umgang mit schwächeren, abhängigen Lebewesen gewöhnt sind“, erklärt Dr. Kordula Roser. „Außerdem lernen sie, Verantwortung zu tragen und auf ihr Verhalten eine direkte Rückmeldung zu bekommen.“ Eine Katze, die sich bedrängt fühlt, läuft weg, faucht oder kratzt. Ein Wellensittich wird nur mit viel Geduld und Zuwendung so vertraut, dass er auf Finger oder Schulter klettert. Für den artgerechten Umgang mit Tieren bräuchten Kinder aber die Anleitung Erwachsener. „Intuitiv sind sie dazu allein nicht in der Lage“, so die Münchner Tierärztin. Hätten Vater oder Mutter keine einschlägigen Erfahrungen, sollten sie sich vor der Anschaffung eines Haustieres genau zu dessen Besonderheiten und Bedürfnissen schlau machen. Schließlich teile es Jahre des Familienlebens.

Insiderinformationen zu geeigneten Tierarten

„Eine emotionale Bauchentscheidung etwa beim Anblick eines süßen Kaninchens sollte nie ausschlaggebend sein“, warnt deshalb die Expertin, die gerade wie viele andere Kollegen mit den „dramatischen Folgen“ unüberlegter Käufe aus der Corona-Zeit konfrontiert ist. „Auch von Trends aus der Werbung sollte man sich nicht beeinflussen lassen.“ Stattdessen könnten Tierärzte, seriöse Züchter oder Mitarbeiter in Tierheimen Auskunft geben, welche Tierart für die eigene Familie geeignet sei – abhängig von Wohnsituation, Alter und Anzahl der Kinder, verfügbarer Zeit, vorhandenem Platz und Finanzkraft. Hinzu komme vor allem bei Hunden deren Rasse und individueller Charakter, den man möglichst durch mehrfache Besuche kennenlernen sollte. „Dabei kristallisiert sich heraus, wie sein Wesen ist und ob die Chemie stimmt“, so Dr. Kordula Roser.

Gassigehen zum Ausprobieren

Selbst mit der Anschaffung eines Hamsters zum Herantasten ans Thema Haustier kann man ihrer Ansicht nach einiges falsch machen. Hamster eignen sich nicht als Streicheltiere, werden selten handzahm – ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie nachtaktiv sind und sich dann am liebsten bewegen und in ihrem Laufrad lärmen, wenn für Menschen Schlafenszeit ist. Ideal zum Ausprobieren findet sie die Gelegenheit, als Tiersitter mit einem Hund aus der Nachbarschaft oder dem nächsten Tierheim Gassi zu gehen. „Übernehmen Kinder diese Aufgabe regelmäßig und zuverlässig, sind sie auch in der Lage, sich um ein eigenes Haustier zu kümmern, und nicht nach kurzer Zeit das Interesse daran zu verlieren“, erklärt Dr. Kordula Roser. „Insgesamt sollte es um eine Gemeinschaftsentscheidung gehen, die die Eltern mittragen. Sie haben die Hauptverantwortung, müssen das Gros der Arbeit und Kosten schultern.“

Beruhigende und strukturierende Wirkung

Denn das kann auch weiterhin gelten, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Landschildkröten erreichen ein stolzes Lebensalter. Das Exemplar von Dr. Kordula Roser ist um die 85 und schon seit fünf Jahrzehnten im Besitz ihrer Familie. Außerdem hält sie zwei Katzen und zwei Laufenten, die vergnügt durch ihren großen Garten am nordwestlichen Stadtrand von München schnattern und ihn schneckenfrei halten. Ihren Erpeln dabei zuzuschauen, findet die 60-Jährige unterhaltsamer als Lesen. „Auch unabhängig von meinem Beruf ist ein Leben ohne Tiere für mich unvorstellbar“, erklärt sie. „Sie geben meinem Tag Struktur, wirken wie Blitzableiter, wenn Dinge nicht optimal laufen, sind sehr beruhigend und ein Grund für mich, gerne nach Hause zu kommen und mich nie alleine zu fühlen.“

Stand: Dezember 2022

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