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Schilddrüsenunterfunktion: Symptome & Ursachen

Lust- und kraftlos, nur das Gewicht nimmt zu? Das kann auf eine Hypothyreose hinweisen. Schnell zur Blutuntersuchung, denn Schilddrüsenunterfunktion ist gut behandelbar!

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Eine Unterfunktion der Schilddrüse bleibt oft lange unentdeckt, weil ihre Symptome so unspezifisch sind – dabei ist die Hormonproduktion lebenswichtig!

Inhaltsverzeichis

Inhaltsverzeichnis

Stoff für fast alles: Schilddrüsenhormone

Sie sieht aus wie ein kleiner Schmetterling, ist mit 20 bis 30 Gramm fast so leicht und wird deshalb auch Schmetterlingsdrüse genannt. Dabei schmiegt sich die Schilddrüse wie ein Schild an die Luftröhre an. Das kleine Organ bewältigt große Aufgaben: Es bildet aus Jod und anderen Stoffen die Schilddrüsenhormone, als ein Teil unseres hormonellen Regelkreises. Der bringt Herz und Kreislauf in Schwung, regelt den Fett- und Bindegewebestoffwechsel sowie die Darm- und Nierenaktivität. Schilddrüsenhormone lassen Kinder wachsen, sorgen bei uns allen für Kraft und Energie und arbeiten mit wichtigen Hormonen wie Adrenalin und Insulin zusammen. Kurz: Die Schilddrüse beteiligt sich an lebenswichtigen Prozessen, die unseren gesamten Organismus beeinflussen. „Wann und in welcher Menge die Schilddrüse die Hormone produziert und dem Körper zur Verfügung stellt, wird vom Gehirn gesteuert: und zwar vom Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns) und der Hypophyse (Hirnanhangdrüse)“, betrachtet Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren vom Deutschen Schilddrüsenzentrum die Vorgänge medizinisch. „Im Hypothalamus wird der Botenstoff TRH (Thyreotropin Releasing Hormone) gebildet, der die Hirnanhangdrüse stimuliert. Die Hirnanhangdrüse bildet das Hormon TSH (Thyroid Stimulating Hormone), das wiederum die Schilddrüse stimuliert.“ Klingt kompliziert, ist aber gut zu wissen, wenn es darum geht, eine Schilddrüsenunterfunktion zu entdecken.

Die acht wichtigsten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Wer denkt schon beim Frösteln an die Schilddrüse? Und bei Müdigkeit doch eher an Wetter, Stress oder einen Infekt. Zumal sich die Symptome einer Hypothyreose, wie Fachärztinnen und -ärzte die Fehlfunktion der Schilddrüse nennen, schleichend entwickeln und hinter allen andere Krankheiten stecken könnten. Bei folgenden Symptomen sollten Sie aber Ihren Hausarzt ansprechen, damit der Sie gegebenenfalls an einen Endokrinologen überweist:

1. Kälteempfindlichkeit: Sie frieren viel schneller als früher.
2. Müdigkeit: Sie brauchen mehr Schlaf und fühlen sich trotzdem müde.
3. Konzentration: Sie können sich schlechter konzentrieren und weniger merken.
4. Antriebslosigkeit: Sie fühlen sich lustlos und wirken auf andere teilnahmslos.
5. Gewichtszunahme: Weil sich Ihr Stoffwechsel verlangsamt, nehmen Sie zu, obwohl Sie nicht mehr essen als sonst. Leiden Sie auch unter Verstopfung?
6. Spröde Haare: Wirken Ihre Haare stumpf und brüchig, fallen sie vermehrt aus? Auch die Nägel könnten brüchig wirken und Ihre Haut blass sein.
7. Kraftlosigkeit: Die Muskeln wirken schwach, kribbeln oder schmerzen. Die Reflexe sind verlangsamt.
8. Sex, was ist das? Fehlende Libido, eventuell Unfruchtbarkeit.

Bei fortschreitender Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können weitere Symptome auftreten, die auf eine gestörte Hormonproduktion hindeuten – bis hin zu schweren Herzproblemen. „Das Herz ist ein wesentliches Zielorgan der Schilddrüsenhormone“, betont der Hamburger Kardiologe Prof. Dr. Thomas Meinertz, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. „Die Botenstoffe der Schilddrüse regulieren die Kraft des Herzens, die Herzschlagfolge, also die Herzfrequenz, und das zirkulierende Blutvolumen. Eine Funktionsstörung der Schilddrüse wirkt sich deshalb immer auch auf Herz und Kreislauf aus.“

Die Gefühlslage eines Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion kann sehr schwankend sein: von Müdigkeit, Verstimmung, schneller Erschöpfung bis hin zu Apathie und depressiven Phasen.

Dem Jodmangel auf der Spur

Das Zauberwort für die Schilddrüse bleibt Jod. Nur leider war Deutschland in der Eiszeit von Gletschern bedeckt; mit ihrer Schmelze schwemmten natürliche Spurenelemente wie Jod einfach weg. Bis heute gibt es in den Ackerflächen kaum Jod, darum nicht in Obst, Gemüse und Fleisch. Auch im Trinkwasser fehlt Jod, vor allem im Süden, fern vom Meer, in dem es eines der wichtigsten Elemente ist. Deutschland galt lange als Jodmangelgebiet. Vor allem alte Menschen haben öfter einen geschwollenen Hals, Kropf oder Struma genannt, weil sie in einer Zeit aufgewachsen sind, in der man nicht wusste, dass Jod unverzichtbar für die Schilddrüse ist. Erst in den 1970er-Jahren wurde Jodsalz empfohlen, um den Bedarf zu decken. Die Werte verbesserten sich, doch heute stellt die Jodversorgung gemäß den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und einem aktuellen Jodmonitoring des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft offenbar wieder ein wachsendes Problem dar: 32 % der Erwachsenen und 44 % der Kinder und Jugendlichen decken ihren täglichen Jodbedarf nicht.

Hormonproduktion aus dem Gleichgewicht

Die gute Nachricht: Ein Kropf kann, muss aber nicht mit einer Hormonstörung einhergehen. Die Vergrößerung der Schilddrüse weist auf eine Vermehrung der Zellen in der Schilddrüse hin, die den Jodmangel ausgleichen soll. Aber natürlich braucht die Schilddrüse Jod für die Herstellung der Hormone; die zwei wichtigsten Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) bestehen zum Teil aus Jod. Klappt das nicht, kommt es zur Hypothyreose, von der es verschiedene Formen gibt. Die primäre angeborene Schilddrüsenunterfunktion kommt bei einem von 3.500 Neugeborenen vor. Da sie schwere Behinderungen verursachen kann, gehört eine entsprechende Blutuntersuchung zu den Routineuntersuchungen nach der Geburt. Zu den primären Schilddrüsenunterfunktionen gehört auch die häufigste im Erwachsenenalter: Hashimoto-Thyreoiditis. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Antikörper gegen ein Enzym von Schilddrüsenzellen bildet. Wenn die Entzündung nicht behandelt wird, funktioniert die Schilddrüse zunehmend schlechter: Der Schilddrüsenhormonspiegel sinkt und sinkt bis hin zum – lebensgefährlichen! – Ende der Hormonproduktion.

Auch während der Schwangerschaft kann eine primäre Unterfunktion entstehen: „Eine Schwangerschaft stellt höchste Anforderungen an die Schilddrüse, sowohl was den Jodstoffwechsel als auch was die Hormonproduktion betrifft“, sagt Privatdozent Dr. med. Joachim Feldkamp, Chefarzt am Klinikum Bielefeld. Oft dauert es lange, bis die Diagnose gestellt wird. „Die Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit werden häufig mit der neuen Belastungssituation in Verbindung gebracht und als Baby-Blues fehlinterpretiert.“ Bei jungen Müttern mit Symptomen einer Wochenbettdepression sollte deshalb grundsätzlich nach einer Störung der Schilddrüsenfunktion gesucht werden. Im Gegensatz zur primären Hypothyreose sind die sekundäre und tertiäre Schilddrüsenunterfunktion selten. Sie werden durch eine Störung der Hirnanhangdrüse oder des Hypothalamus verursacht.

Video: Schilddrüsenunterfunktion: wann behandeln?

In dieser Folge von „ARD gesund“ begleiten Sie Patienten zur Untersuchung bei der Endokrinologin Dr. Antje Steveling der Universitätsmedizin Greifswald und erfahren, wann TSH-Werte kritisch sind und eine Therapie nötig wird.

Blutuntersuchung für alle

In allen Fällen steht am Anfang eine Untersuchung der Schilddrüsenwerte im Blut an, die alle gesetzlichen Krankenkassen bezahlen. Ein Test des TSH-Spiegels, der auf eine mögliche Fehlfunktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 hinweist, oder ein Nachweis von Schilddrüsenantikörpern im Blut folgt erst dann, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung besteht. Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kommt bei diffusen Schilddrüsenerkrankungen infrage, um nach Schilddrüsenknoten zu schauen, zum Beispiel bei Hashimoto-Thyreoiditis. Sehen Knoten verdächtig aus, kann anschließend eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt werden. Man muss, wie gesagt, nur erst einmal darauf kommen. Barbara Schulte ist Vorsitzende der Schilddrüsen-Liga und kann von langen Facharztodysseen berichten, sie hat selbst Hashimoto. Hier sehen Sie ein Interview mit ihr. Die Schilddrüsen-Liga Deutschland e. V., schilddruesenliga.de unterstützt deshalb bei der Suche nach einem Spezialisten.

Besteht ein Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung, bringen Blutwerte in jedem Fall Sicherheit und Behandlungsansätze.

Hypothyreose lässt sich gut behandeln!

Rechtzeitig entdeckt, lassen sich Schilddrüsenunterfunktionen gut behandeln. „Die Behandlung meines Hashimoto besteht aus einer Tablette“, erzählt Bettina Merten, 68 Jahre alt. Sie hatte vor zwanzig Jahren Glück, denn ihr Hausarzt dachte gleich an ihre Schilddrüse, als die eigentlich temperamentvolle Frau ihm von zunehmender Traurigkeit erzählte. Er schickte sie statt zum Psychologen zu einer Endokrinologin, einer Spezialistin für Hormone. Seitdem nimmt sie täglich eine Tablette mit dem Wirkstoff Levothyroxin (L-Thyroxin), der das fehlende körpereigene Hormon Thyroxin ersetzt. Wenn sie die Therapie lebenslang fortsetzt, kann sie genauso alt werden wie Menschen mit normaler Hormonproduktion, denn der Körper unterscheidet nicht zwischen künstlichem und natürlichem Thyroxin. Synthetisches Thyroxin kann in verschiedenen Dosierungen verabreicht werden. Manche Präparate kombinieren die Hormone T3 und T4 (siehe oben), je nach Erkrankung. Kontrolle bleibt wichtig. Auch bei der Schilddrüse gelten mit zunehmendem Alter und sich veränderndem Hormonhaushalt andere Regeln. Die medizinischen Leitlinien wurden entsprechend verändert: Menschen unter 65 Jahren mit einem TSH-Wert von über 10 mU/L und schwerer latenter Schilddrüsenunterfunktion wird die Einnahme von Schilddrüsenhormonen empfohlen, bei älteren muss nicht sofort mit Hormonen therapiert werden.

„Die Behandlung meiner Schilddrüsenunterfunktion besteht aus einer Tablette.“

Bettina Merten, Hashimoto-Patientin

Ernährung bei Unterfunktion und Hashimoto-Thyreoiditis

Ob latent, schwer erkrankt oder einer Schilddrüsenfehlfunktion vorbeugend: „Weniger Salz tut gut, auf Jodsalz verzichten aber nicht“, meint Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Dieser Grundsatz sollte sowohl in der eigenen Küche als auch in der Lebensmittelproduktion gelten.“ Neben Jodsalz bieten sich Meeresfische wie Kabeljau, Scholle und Seelachs an. Auch in Milch und Eiern steckt Jod in nennenswerten Mengen sowie in Getreide und Gemüse wie Kartoffeln, Radieschen und Spinat. Algen enthalten sogar sehr viel, weswegen sie nur in Maßen gegessen werden sollten, damit es nicht zur (möglichen!) Überdosierung kommt. Außerdem empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), auf das Spurenelement Selen zu achten, weil es „an der Produktion der Schilddrüsenhormone und im Körper bei der Umwandlung von T4 in das viel aktivere T3 beteiligt ist.“ Nüsse, vor allem Paranüsse, Linsen, Kohl, Pilze und Zwiebeln enthalten viel Selen. Hashimoto-Thyreoiditis kann eine entzündungshemmende Ernährung mit vielen antioxidativen Pflanzenstoffen aus buntem Gemüse und wertvollen Omega-3-Fettsäuren aus Lachs und Leinöl positiv beeinflussen. Hier finden Sie ein kostenloses PDF mit weiteren Tipps zur Ernährung, und hier eine Sendung des NDR, die wieder Lust aufs Essen macht.

Zur Autorin: Karen Cop ist Gesundheitsjournalistin und hatte eine Tante mit Kropf, weshalb die Schilddrüsen der ganzen Familie per Szintigraphie untersucht wurden – damals konnten sich aber auch alle beim Schuhhändler die Füße röntgen lassen per Fluoroskop.

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