Klima, Umwelt & wir
Plastikmüll, Fahrverbote, Kohleausstieg und eine 16-jährige Schülerin beschäftigen die Welt. Wie fühlen wir uns damit: machtlos oder mächtig?
Text: Barbara Lang
„Greta wer?“ Noch vor einem Jahr war der Name Greta Thunberg niemandem geläufig. Mittlerweile wurde die 16-jährige Schülerin aus Schweden für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, hat viele Tausend Wissenschaftler hinter sich und vor allem weltweit über eine Million junge Menschen aufgerüttelt. Fast jedes Kind und jeder Erwachsene kennt nun den Namen der Umweltaktivistin, die zu den „Fridays for Future“-Protesten inspiriert hat.
„Warum sollte ich für eine Zukunft lernen, die es vielleicht bald nicht mehr gibt?“
Greta Thunberg, schwedische Umweltaktivistin
Natürlich gibt es auch Kritik an Greta – auch sehr böse –, das ist immer so, wenn jemand so plötzlich einen öffentlichen Hype auslöst. Doch das Mädchen scheint sich davon nicht beirren zu lassen. Ihr Mut und ihr Durchhaltevermögen gleichen denen einer Malala Yousafzai. In Bayern würde man sagen: Sie kauft allen den Schneid ab! Die couragierte Schülerin erinnert nicht nur Politik und Industrie, sondern auch uns „normale Leute“ daran, dass wir alle etwas tun können. Und müssen.
Verhalten ändern für mehr Klimaschutz
Repräsentative Umfragen von Forschern der Universität Hamburg zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen auch bereit ist, ihr persönliches Verhalten für den Klimaschutz zu ändern. In dem Projekt „Down to Earth“ vergleicht das Team von Prof. Dr. Michael Brüggemann die Meinungen und das Wissen der Menschen zur Zeit des Klimagipfels in Paris 2015 und in Kattowitz 2018. Demnach stieg das Interesse der Bevölkerung am Thema Klimawandel deutlich: Mehr als zwei Drittel betrachten es mittlerweile als „wichtiges oder sehr wichtiges Problem“, wie die Onlinezeitung zeit.de berichtet. Und wenn auch die Zuversicht bezüglich des Zwei-Grad-Ziels abnahm, geben die Menschen nicht auf.
Jeder Zweite fängt bei sich an
Die Umfrage zeigte: Beinahe jeder Zweite habe die Absicht, in Zukunft beim Kauf von Lebensmitteln und in Sachen Mobilität das Klima schonen zu wollen. Mehr als ein Drittel gab an, bereits heute entsprechend zu handeln (37 % beim Einkauf, 45 % im Verkehr), so zeit.de.
„Die Leute glauben viel stärker daran, dass sie selbst etwas bewirken können, als dass die internationale Klimapolitik etwas ausrichten kann.“
Prof. Dr. Michael Brüggemann, Professor für Klima- und Wissenschaftskommunikation
Eine ähnliche Stimmung fängt auch eine repräsentative Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag von WELT und des Energiekonzerns EnBW ein: Nahezu alle 1.007 Befragten gaben Ende 2018 an, persönliche Verhaltensmaßnahmen ergriffen zu haben, um das Klima zu schützen.
Nicht mehr warten, sondern handeln
Spätestens mit dem Hitzesommer 2018 wurde es den meisten hierzulande klar: Klimaschutz eilt! Und es scheint so, als würden sich die Verbraucher damit auch wieder ihrer Macht bewusst. Schließlich sind wir es, die sich täglich aufs Neue entscheiden können: Auto oder Fahrradsattel? Fleisch oder vegetarisch? Regional oder exotisch? Bio oder konventionell? Kohle- oder Ökostrom? Kunststoff und Mikroplastik mitnehmen oder liegen lassen? Wir müssen nicht auf Verbote warten. Wir können selbst entscheiden, wie klimaneutral, umweltbewusst und gesund wir leben.
„Die sozialen Medien zeigen uns, dass wir eine Stimme haben und Bewegungen wie diese Veränderungen bewirken können, auch bei Politikern.“
Max, 17 Jahre, bei einer „Fridays for Future“-Demonstration
Während andere politische Themen für uns „kleinen Leute“ oft unerreichbar abstrakt wirken und wir uns häufig „den Großen“ ausgeliefert fühlen, können wir beim Thema Natur- und Klimaschutz alle sofort handeln – während Politik und Industrie vielleicht noch lange reden. Zugegeben, es wird uns momentan noch nicht besonders leicht gemacht, denn leider gilt das Natürliche nicht mehr als normal, sondern umgekehrt.
Die Macht des Verbrauchers
Dennoch: Wer sich für Unbelastet, Unbehandelt, Unverpackt & Co. entscheidet, tut sich immer auch etwas Gutes. Zudem beeinflusst unser Tun mehr, als wir denken. Denn all unsere Einkäufe werden in den Systemen des Handels registriert, genauso wie Suchmaschinen und soziale Medien unser Verhalten im Netz verfolgen. Und da gilt mehr denn je: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Mit unserer Kaufkraft, unseren Suchbegriffen, Likes und der Webnutzung können wir der Industrie zeigen, wie wichtig uns ihr ökologisches Umdenken und Handeln ist!
Stand: Juni 2019
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