Was tun bei Panikattacken?
Wer eine Panikattacke erlebt, ist hinterher meist ziemlich geschockt darüber. Hier Tipps für den Ernstfall.
Text: Dr. Andrea Exler
Es kann jeden treffen: den gestählten und bodenständigen Handwerker ebenso wie die verträumte, schüchterne Studentin. Eine Panikattacke ist eine Fehlreaktion des Körpers, der ohne realen Anlass das biologische Notfallprogramm für lebensbedrohliche Situationen aktiviert. Dazu gehören Herzrasen, Atemnot und Hecheln (Hyperventilation), Zittern oder Krämpfe. Begleitet werden die körperlichen Symptome von Todesangst, die Betroffene als absolut real empfinden.
Panikattacken – gar nicht so selten
Panikattacken kommen häufiger vor als gedacht. Rein statistisch erlebt rund jeder zehnte Deutsche innerhalb eines Jahres eine solche Extremsituation. Doch nur bei einem Bruchteil der Betroffenen wird schließlich die behandlungsbedürftige Diagnose Panikstörung gestellt. Den übrigen gelingt es, dem Angstkreislauf zu entkommen. Sie bleiben von weiteren Attacken verschont. Panikattacken können im Rahmen einer Angststörung auftreten. In diesen Fällen löst der Angst erzeugende Reiz (z.B. Spinnen, enge Räume) die Attacke aus. Bei anderen Menschen tritt die Todesangst ohne erkennbare Ursache und vollkommen unerwartet ein.
Ständige Angst vor weiteren Attacken und das krampfhafte Meiden von Auslösern können sich so zuspitzen, dass sie die gefürchtete erneute Attacke hervorrufen.
Hyperventilation vermeiden
Fast immer sind Panikattacken von Luftnot begleitet. Betroffene atmen hektisch ein, vergessen jedoch das Ausatmen (sie hecheln bzw. hyperventilieren). Dadurch steigt der Sauerstoffanteil im Blut unverhältnismäßig stark an, während der Kohlendioxidanteil schlagartig abfällt. Das so entstandene Ungleichgewicht verstärkt Symptome wie Krämpfe und Herzrasen. Abhilfe schafft ein einfacher Trick, den man im Ernstfall parat haben sollte: In eine Tüte oder in die hohle Hand ausatmen und die kohlendioxidreiche Luft direkt wieder einatmen. Auch bloßes Luftanhalten kann den Kohlendioxidverlust stoppen. Betroffenen hilft im akuten Fall auch die Bauchatmung. Experten raten außerdem dazu, sich nicht innerlich gegen die Attacke zu „stemmen“. Denn dies verstärkt ebenfalls die Beschwerden. Wer die Extremsituation nicht zum ersten Mal erlebt, kann sich leichter bewusst machen, dass die Gefahr nicht real ist und die körperlichen Stresssymptome nach 10 bis 15 Minuten vorüber sind.
Video
Sehen Sie hier einen Clip zu einer CO2-Angststudie und deren Ergebnissen.
Bloß kein Vermeidungsverhalten!
Ganz gleich, ob die Ursache bekannt ist oder nicht, suchen Betroffene ihr Umfeld stets nach möglichen Auslösern ab und möchten diesen am liebsten vollkommen aus dem Weg gehen. So sind beispielsweise der Ort, an dem die Attacke auftrat (Schule, Straßenbahn, Einkaufszentrum), oder zufällige Begleitumstände (bestimmte Gerüche, Geräusche oder Ähnliches) plötzlich angstbesetzt und werden konsequent gemieden. Ein genereller Rückzug von sozialen Aktivitäten und depressive Verstimmung sind oft die Folge. Die erste Regel, auch bei der psychotherapeutischen Behandlung von Panikstörungen, lautet: sich den angstauslösenden Reizen stellen! Die sogenannte Expositionsbehandlung verfolgt das Ziel, schrittweise die Furcht zu reduzieren, indem Patienten ganz konkret die Erfahrung machen, dass die erwartete Katastrophe ausbleibt, wenn sie mit dem Reiz konfrontiert werden.
Stand: Dezember 2019
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