Schwanger werden: Tipps und Wege zum Wunschkind
Was tun, wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappen will? Mit diesen Tipps kann es gelingen, trotz Schwierigkeiten, schwanger zu werden.
Text: Antoinette Schmelter-Kaiser
Arbeiten, ausgehen, reisen: Bis Anfang 30 waren das die Prioritäten im Leben von Viola Kluge. Mutterwerden kam in ihrem Lebensplan nicht vor – bis ihre beste Freundin eine Tochter zur Welt brachte, Viola deren Babyglück erlebte und ihre biologische Uhr zu ticken begann. Jedes Jahr wurde ihr Nachwuchswunsch stärker.
Als endlich der Partner passte und bereit für die Vaterrolle war, ließ Viola mit 35 ihre Spirale entfernen. Ab da hofften sie und ihr Mann Monat für Monat auf eine Schwangerschaft. 18 Monate vergingen, bis Viola ein Kind erwartete, es aber bei einer frühen Fehlgeburt verlor. Diese Achterbahn der Gefühle durchlitt das Paar dreimal. Dann fand ein Spezialist den Grund für das Abstoßen der Embryos heraus: eine Autoimmunreaktion in Violas Körper, die er ausbremsen konnte und so dafür sorgte, dass die Familienplanung noch gelang.
Zykluskalender für fruchtbare Tage
Ungewollte Kinderlosigkeit wie bei Viola Kluge ist keine Seltenheit. Fast jedes zehnte Paar, das Eltern werden will, versucht dies in Deutschland vergebens. Klappt das Schwangerwerden nicht gleich, ist das aber kein Grund zur Sorge.
Pro Zyklus besteht nur an circa sechs Tagen die Möglichkeit, dass Spermium und Ei zueinanderfinden; innerhalb eines Jahres führt eine Chance von 20 bis 30 % pro Monat bei den meisten Paaren, die ein- bis zweimal pro Woche ungeschützten Sex haben, zum Erfolg.
Wann die fruchtbarsten Tage dafür sind, zeigt ein Zykluskalender. In ihm wird die Dauer der Periode notiert; der Termin des Eisprungs liegt 12 bis 16 Tage nach deren Beginn. Ablesen lässt er sich auch an Ovulationstests und am Anstieg der Aufwach- oder Basaltemperatur um circa 0,2 °C, die mit einem besonders sensiblen Thermometer gemessen wird.
Einfluss der eigenen Lebensweise
Wie bei einem Nest, das Vögel vor dem Eierlegen bauen, können auch Eltern in spe mit ihrer Lebensweise für günstige Bedingungen sorgen: Kontraproduktiv sind Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum, starkes Über- und Untergewicht, extreme körperliche Anstrengungen, Stress und Schlafmangel oder Gefahren durch Umweltgifte.
Gut vorbereitet ist Ihr Körper durch einen ausgewogenen, gesunden Speiseplan und Nahrungsergänzungsmittel bei Bedarf, regelmäßige Bewegung sowie ausreichende Ruhephasen. Auch das Alter von Vater und Mutter beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden und ein gesundes Kind auszutragen. Besonders „empfangsbereit“ sind Frauen zwischen 20 und 30. Danach nimmt diese Fähigkeit ab und über 35 das Risiko von Fehlgeburten oder Missbildungen zu. Männer haben mehr Spielraum: Bei ihnen lassen nach dem 40. Geburtstag Spermienzahl und -qualität nach.
Probleme mit der Fruchtbarkeit
Passt vermeintlich alles und läuft die Familienplanung trotzdem ins Leere, ist nach spätestens zwei Jahren mit Konzeptionsschwierigkeiten die medizinische Klärung möglicher Ursachen gefragt. Frauen können sich bei Gynäkologen, Männer bei Urologen oder Andrologen untersuchen lassen, ob es anatomische, organische oder genetische Gründe gibt, die die Fruchtbarkeit mindern oder unmöglich machen.
Das kann auch an (Vor-)Erkrankungen wie Krebs, Endometriose oder Diabetes, Störungen des Zyklus, des Immunsystems oder des Hormonhaushalts liegen. Oder aber an früheren Operationen, Infektionen und Entzündungen, bestimmten Medikamenten oder schlechter Spermaqualität. Bei je einem Drittel der Fälle liegen die Ursachen durch einen oder mehrere Auslöser bei der Frau, beim Mann oder beiden zusammen. Bei zehn Prozent sind keine nachweisbar.
Hilfe bei der Familienplanung
Bei schwerwiegenden Problemen mit der Familienplanung kann man sich an Kinderwunsch- oder Fortpflanzungszentren wenden. Sie diagnostizieren, beraten und unterstützen, gegebenenfalls mit reproduktionstechnischen Methoden. Auch Viola Kluge wurde in einem behandelt. Ohne die Hilfe eines Spezialisten wäre sie wohl nie Mutter geworden.
Video
Dieser Erklärfilm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erklärt die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch.
Lektüretipps
Internetseiten, Sachbücher und Broschüren, die Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch informieren und inspirieren.
„Na, wann ist es denn so weit?“
von Anna Wilken (ZS Verlag): fundiertes Sachbuch über Emotionen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch, in dem die Autorin auch über leidvolle Erfahrungen als Endometriose-Patientin schreibt.
„Ohnekind“
von Benedikt Schwan (Heyne): Auseinandersetzung mit der Diagnose, zeugungsunfähig zu sein, mit der ein betroffener Wissenschaftsjournalist seine genetisch bedingte Sterilität, Selbstzweifel, aber auch Ansätze schildert, mit dem Problem umzugehen.
„Schwanger werden. Der ganzheitliche Weg zum Wunschkind“
von Kareen Dannhauer (Kösel): Mutmacher einer Hebamme für ungewollt kinderlose Paare mit Infos über männliche und weibliche Fruchtbarkeit, naturkundliche Möglichkeiten und aktuelle Eizellenforschung.
„Unerfüllter Kinderwunsch“
Broschüre bzw. Flyer des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die man in einer Version für Männer und einer für Paare unter dem Link bmfsfj.de bestellen oder herunterladen kann.
familienplanung.de
Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund um das Thema Kinderwunsch – von Ursachen für Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen und Männern bis zu Videos mit Erfahrungsberichten.
zukunftsglueck.de
Internetseite zweier Coaches, die auf die Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch spezialisiert sind, mit einem Blog und einem Podcast über psychische Belastungen und die schwierige Wartezeit bei einer angestrebten Schwangerschaft.
Zur Autorin: Antoinette Schmelter-Kaiser kennt in ihrem Umfeld einige Paare, die lange auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches warten mussten oder kein Baby bekommen konnten. Einige vermieden es, darüber zu reden. Andere gingen offen damit um und fanden es erleichternd, ihren Leidensdruck mitzuteilen.
Stand: Februar 2022
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