Bewusster leben & genießen
Wie hole ich Genussmomente in mein Leben? Und wie habe ich nachhaltig etwas davon? Eine kleine Sinnes‐ und Bewusstseinsschulung.
Text: Barbara Lang
Was sind das nur für Zeiten? Fragen Sie sich das auch manchmal, wenn zu viele negative Nachrichten auf Sie einprasseln? Vieles, was wir jahr(zehnt)elang gewohnt waren, gerät gerade ins Wanken: Frieden, Gesundheit, Reisen, allzeit verfügbare Lebensmittel, ein warmes Zuhause, stabile Wetterlagen. Diese Zäsur macht uns bewusst, dass nichts selbstverständlich ist und wir wieder aufmerksamer wertschätzen und genießen sollten – auch die kleinen Dinge.
Bewusster leben – klingt gut, aber …
Was heißt das konkret: bewusster leben und genießen? Diese fordernden Zeiten ringen uns allen viel ab. Deshalb sollten wir uns darum kümmern, dass wir zuversichtlich bleiben, uns den Herausforderungen gewachsen fühlen und unsere Kraftreservoirs gefüllt sind. Dabei hilft es uns, den Fokus öfter auf das Schöne und Gute zu legen – und wenn es nur Kleinigkeiten sind.
Stellen Sie sich Ihren Energiehaushalt, Ihre Psyche, Ihre Seele wie eine Waage vor: Die Krisen dieser Zeit sind buchstäblich schwerwiegend – sie belasten die eine Seite und erhöhen unseren Stresslevel. Um in Balance zu bleiben, müssen wir die andere Waagschale mit Positivem füllen. Davon gibt es mehr, als man vielleicht denken mag. Mit Achtsamkeit und geschärfter Wahrnehmung können wir viele kleine und große Glücksmomente für die Positivseite sammeln. Das führt zu mehr Zuversicht und Zufriedenheit, steigert die Lebensqualität und damit auch unsere Gesundheit.
Bewusster leben durch Entdeckerfreude
Manchmal gehen wir im Autopilotmodus durchs Leben: Schwupps, sind ein paar Tage vergangen, ohne dass wir genau sagen könnten, wie wir sie verbracht haben: Arbeit, Haushalt, Fernsehen … äh … Kennen Sie das auch? Dann wird es Zeit, den oder die Entdecker:in in sich zu aktivieren und mit neugierig wachem Blick durchs Leben zu gehen. Neues zu entdecken, wo man glaubt, alles schon zu kennen. Ob gegenüber Menschen oder Situationen – wer von seiner gewohnten Weiß-ich-schon-Haltung abrückt und sich öffnet, bleibt flexibel und kompetent für aktuelle Herausforderungen.
Bewusster leben: achtsam für Kleinigkeiten
Für diese Offenheit und Achtsamkeit müssen wir manchmal aus unserem gewohnten Trott aussteigen. Innehalten. Sinnlich wahrnehmen. Fühlen. Lauschen. Gucken. Riechen. Der herrliche Kaffeeduft, der morgens durch die Wohnung zieht: Schließen Sie die Augen und nehmen Sie bewusst genussvolle Atemzüge. Das liebevoll gekochte Essen: Kosten Sie die ersten Gabeln mal ganz bewusst. Das Vogelgezwitscher beim Spaziergang: Wie viele verschiedene Stimmen hören Sie raus? Die edel glänzenden Kastanien auf dem Gehweg: Sammeln Sie einige auf und verteilen Sie sie als Glücksbringer in Ihren Jackentaschen. Wetten, Sie lächeln jedes Mal, wenn Sie sie fühlen, und es gelingt Ihnen, bewusster zu leben!
„Glück ist, wenn der Verstand tanzt, das Herz atmet und die Augen lieben.“
Sprichwort
Entdecken und erkunden Sie lustvoll und spielerisch, was Sie sonst allenfalls im Vorbeigehen registrieren: viele kleine Glücksmomente. Fotografieren Sie zum Beispiel wiederkehrende Formen, die Ihnen begegnen (Blätter, Steine, Wolken, Flecken und Schatten in Herzform) oder küren Sie jeden Abend den Sound des Tages (Lied, Stimme, Rauschen, Lachen, Sirene).
Video
Astrid war erfolgreich selbstständig als Architektin. Doch der Druck in der Baubranche verursachte gesundheitliche Probleme. Mit über 50 startete sie einen Neuanfang. Hier geht's zu der interessanten Reportage:
Glücksmomente selbst generieren
Um bewusster zu leben und die eigene Achtsamkeit, Wahrnehmung und Wertschätzung zu schärfen, helfen verschiedene Techniken und Tipps: regelmäßiges Meditieren, Digital Detox, Bewegung und gesunde Ernährung, Pflegen von Beziehungen, Dankbarkeit, Rituale, weniger Konsum und mehr Zeit. Geld oder gehobene Lebensumstände sind für diese Art des bewussten Genießens nicht nötig – Wohlstand und Konsum dienen oft der Ablenkung und führen zu äußerer Fülle statt zu innerer Erfüllung. Es geht eher um Fragen wie: In welcher Situation habe ich das letzte Mal herzhaft gelacht oder wie ein Kind gestaunt? Bei welchen Tätigkeiten gerate ich in einen Flow? Unter welchen Menschen fühle ich mich richtig wohl? Nach welchen Erlebnissen schlafe ich tief und ruhig?
„Mit Kummer kann man allein fertig werden, aber um sich aus vollem Herzen freuen zu können, muss man die Freude teilen.“
Mark Twain
Viele Menschen finden in der Natur die Schönheiten und Kraftorte, die ihnen Power geben. Sie auch? Dann zelebrieren Sie zum Beispiel an einem goldenen Oktobertag bewusst den Übergang vom Sommer in den Herbst. Lassen Sie sich aber nicht von gewöhnlichen Denkmustern einschränken: Wer sagt, dass man Picknick nicht auch im Herbst und Winter machen kann? Trauen Sie sich auch im November noch kurz in einen Badesee? Wo landen Sie wohl nach fünf Stunden, wenn Sie einfach mal loslaufen? Kreieren Sie sich spannende Mikroabenteuer, die Ihr Herz füllen. Über solche Tage werden Sie immer etwas zu erzählen haben!
Zur Autorin: Barbara Lang schreibt über Familien-, Gesundheits- und Psychologiethemen. Sie geht immer auch mit den Augen spazieren und findet überall kleine Schönheiten. Außerdem liebt sie Rituale wie morgens am offenen Fenster lächelnd „Guten Morgen, Tag“ zu sagen und tief durchzuatmen.
Stand: Oktober 2023
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