Was passiert im Schlaf? Alles über die nächtliche Erholung
Schlaf ist wichtig – denn es laufen essenzielle Körperprozesse ab, während wir süß träumen. Wir knipsen das Licht an und beleuchten, was die Nacht mit uns macht.
Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:
Sie wollen nicht ein Drittel Ihres Lebens verschlafen? Sie leiden unter Schlafproblemen oder sind einfach wissbegierig? Dieser Text wird Sie wachrütteln!
Inhaltsverzeichis
Nacht. Allein das Wort lässt bei jedem von uns verschiedene Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Die einen denken an ihr kuscheliges Bett, andere an Stroboskoplicht und Tanzfläche, wieder andere an ihre Arbeitsschicht, manch einer an Sternenhimmel und Lagerfeuer oder an die Angst vor der Dunkelheit. So oder so – an Geschichten und Mystik fehlt es der Nacht gewiss nicht. Nehmen wir zuerst das Thema Schlaf.
Was passiert mit dem Körper im Schlaf?
„Mein Schlaf ist mir heilig“ – wer die nächtliche Ruhezeit derart zu schätzen weiß, gönnt sich etwas. Denn das alles passiert im Schlaf: Körper und Geist erholen, erfrischen und stärken sich. Der Blutdruck sinkt, das Herz-Kreislauf-System entspannt sich und unser körpereigenes Regenerationsprogramm repariert Gewebe, reguliert Entzündungen, stärkt das Immunsystem, baut Muskeln auf und produziert wichtige Wachstumshormone. Vor allem die Tiefschlafphase ist wichtig für solche Prozesse.
Besonders spannende Vorgänge laufen während des Tiefschlafs im Gehirn ab! Abgesehen davon, dass es Erlerntes und Erinnerungen speichert, entdeckten Wissenschaftler 2012 eine Art Müllabfuhr im Gehirn: Ein Drainagesystem entsorgt potenziell schädlichen Stoffwechselabfall – Proteine und Zellfragmente, die degenerative Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson begünstigen. Und das sogenannte glymphatische System funktioniert im Tiefschlaf deutlich effektiver als im Wachzustand.
„Ein Kopf ohne Gedächtnis ist eine Festung ohne Besatzung.“
Napoleon
Dies alles hört sich nach Schwerstarbeit an – und dennoch bekommen wir es gar nicht mit. Auch äußere Reize wie Geräusche, Gerüche, Berührungen nehmen wir im Schlaf gar nicht, nur leicht oder verzögert wahr. Schließlich hat unser Körper nachts Wichtigeres zu tun!

Diese Schlafphasen gibt es
Ein erholsamer Schlaf durchläuft mehrmals pro Nacht verschiedene Phasen. Für die physische und geistige Erholung sowie unsere Körperfunktionen sind alle Schlafstadien entscheidend. Schon vor der Einschlafphase wird der Körper auf den Schlaf vorbereitet: Der Spiegel des „Schlafhormons“ Melatonin steigt, Blutdruck und Körpertemperatur sinken. Jetzt sollten wir helles Licht, schweres Essen und Aktivitäten meiden. Im ersten noch oberflächlichen Schlafstadium entspannen die Muskeln und die Herzfrequenz sinkt. Danach vertieft sich der Schlaf allmählich bis zum tiefsten NonREM-Stadium (Tiefschlafphase). Die Körpertemperatur ist gesunken und die wichtige körperliche und geistige Regenerierung findet statt. Nach einer Weile wird der Schlaf wieder leichter und die REM-Phase (Rapid Eye Movement) beginnt: Die Augen bewegen sich schnell, wir träumen und das Gehirn ist fast so aktiv wie im Wachzustand – es verarbeitet die Erlebnisse des Tages. In den frühen Morgenstunden steigt der Spiegel des „Wachmacherhormons“ Cortisol und die Bauchspeicheldrüse beginnt, Insulin zu produzieren – Zeit aufzuwachen. Wenn dies auf natürliche Weise passiert, sind wir tagsüber am fittesten.
Video: Wie können wir unseren Schlaf verbessern?
34 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter schlechtem Schlaf. Hier eine Quarks-Folge zum Thema „Der Schlaf deines Lebens“.
So wirkt sich Schlafmangel auf die Gesundheit aus
Wer „gesegnet“ ist, legt sich abends ins Bett und wacht morgens wieder auf, ohne von den Stunden dazwischen allzu viel mitzubekommen. Doch längst nicht alle Menschen schlafen so tief und erholsam. Verschiedenen Studien zufolge steigt die Zahl der Menschen mit Schlafstörungen seit Jahren. Und diese stören dann auch den gesamten folgenden Tag.
Eine zu kurze Schlafdauer führt zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen wie Konzentration und Gedächtnis, auch Reaktions- und Entscheidungsfähigkeit sind heruntergefahren – und das schon nach einer schlaflosen Nacht. Wer dauerhaft zu wenig Schlaf abbekommt, steigert sein Risiko für chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme. Zudem kann Schlafmangel das Immunsystem schwächen und die psychische Stabilität beeinträchtigen: Stimmungsschwankungen, Angstzustände oder Depressionen können unter dauerhaften Schlafstörungen zunehmen.

5 Gründe, warum ausreichender Schlaf wichtig ist
Auch wenn das individuelle Schlafbedürfnis unterschiedlich ist, gelten sieben bis acht Stunden bei Erwachsenen als gute Richtlinie für ausreichende Erholung. Erst dann kann die Nachtruhe rundum für unsere Gesundheit sorgen. Nämlich so:
1. Schlaf fördert die kognitive Funktion, indem er Gedächtnis und Lernprozesse unterstützt.
2. Schlaf ist für die körperliche Erholung elementar, da er die Ausschüttung wichtiger Hormone anregt, die Zellregeneration fördert, den Blutdruck senkt und das Herz-Kreislauf-System entlastet.
3. Schlaf stärkt das Immunsystem.
4. Schlaf reguliert Stoffwechsel und Hormonhaushalt, die bei zu kurzer Schlafdauer aus der Balance geraten und unter anderem das Risiko für Übergewicht steigern.
5. Schlaf verbessert die emotionale Stabilität, unter anderem weil er die Verarbeitung von Gefühlen und Erlebtem im Gehirn unterstützt.
Was passiert, wenn wir nachts aktiv sind?
Ob wir Party machen bis zum Umfallen oder unsere Schichtarbeit erledigen, ob wir ein schreiendes Baby herumtragen oder nach einem wilden Traum wach liegen – schlaflose Nächte kehren die positiven Auswirkungen von Schlaf quasi um. Bei einem wissenschaftlichen, psychomotorischen Test zeigten freiwillige Probanden nachts um eins, also nach etwa 17 Stunden ohne Schlaf, ein Verhalten, als hätten sie 0,5 Promille Alkohol im Blut. Aus gesundheitlicher Sicht sind durchgemachte oder durchwachte Nächte also nicht dauerhaft ratsam. Doch es passiert noch etwas mit uns in einer wachen Nacht: Sie lässt uns Dinge anders wahrnehmen, macht Gefühle größer und mächtiger. Warum ist das so?
Ganz eindeutig geklärt ist das Phänomen, das jeder kennt und das die Wissenschaft „Mind after Midnight“ nennt, noch nicht. Aber vieles deutet darauf hin, dass Teile unseres Gehirns wie der präfrontale Kortex und Funktionen, die den Verstand ausmachen, sowie aktivierende Hormone in den Stunden nach Mitternacht sozusagen im „Schlafmodus“ sind. Gleichzeitig ist die für Emotionen und Ängste zuständige Amygdala (Teil des limbischen Systems im Gehirn) aktiv. Dann lassen wir die Hemmungen des Tages fallen, sind impulsiver, trauen uns mehr, haben aber auch weniger Kontrolle über Grübelschleifen und Ängste. So berichten Mitarbeitende von Telefonseelsorgen zum Beispiel, dass in der „Stunde des Wolfes“ zwischen drei und vier Uhr morgens die meisten Anrufe eingehen. Auch nächtliche Suizidraten, Tötungsdelikte oder das Night-Eating-Syndrom (nächtliche Essattacken) können möglicherweise auf unser verändertes „Nachtwesen“ zurückgeführt werden.
Die Nacht zum Tag machen? Keine so gute Idee!
Unsere „innere biologische Uhr“, der zirkadiane Rhythmus, regelt im Normalfall im 24-Stunden-Zyklus grundlegende Körperfunktionen und sorgt dafür, dass wir tagsüber aktiv sind und nachts schlafen. Daran sind unzählige kleine Vorgänge beteiligt. Dieses System aus dem Gleichgewicht zu bringen, ist keine gute Idee. Sternenguckern, Nachtschwärmern, Eulen und Kurzschläfern sei also gesagt: Tauschen Sie Nachtruhe und Tiefschlaf nicht dauerhaft mit Wachzustand und verkürzter Schlafdauer! Ihre Gesundheit belohnt Sie, wenn Sie einen Großteil der Nacht für Ihren Schlaf reservieren.
Quiz: Jetzt Schlaf-Checker werden!
Testen Sie Ihr Schlafwissen: Mit unserem Quiz lernen Sie spielerisch noch etwas mehr über den Schlaf und seine Hintergründe. Mit nur 6 Klicks schlauer schlafen!
Zur Autorin: Barbara Lang musste mindestens zwei Jahrzehnte lang zwei „Persönlichkeiten“ in sich vereinen: Die tanz- und feierfreudige Nachteule und das schlafliebende Murmeltier. Mittlerweile schätzt sie ihren Ten-to-six-Schlaf und die Power des nächsten Tages!
Das könnte Sie auch interessieren:
Artikel teilen auf