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Spezial

Sandkastenfreundin für 40+ gesucht

Jenseits der 40 können Best Buddies Forever (BBF) zur Rarität werden. Müssen wir Bares für Rares auf den Tisch legen, um wieder öfter im Duo Spaß zu haben?

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Denken Sie auch manchmal: Früher war mehr Lametta? Wenn der Spaß-Glamour zu bröseln beginnt, wird’s Zeit für Initiative, findet unsere Autorin.

Inhaltsverzeichis

Inhaltsverzeichnis

Also, Freundschaft – das war früher so: Mit Susi morgens in die Schule. Mit Susi auf dem Pausenhof. Mit Susi mittags wieder nach Hause. Nach den Hausaufgaben mit Susi raus und später zu ihr rein. Barbie spielen, „Bravo“ lesen, heimlich an der Zigarette ziehen, Quatsch machen, über Jungs reden – stundenlang. Und wenn nach dem Abendessen daheim das Telefon klingelte, war es Susi. Obwohl wir kurz zuvor erst Tschüss gesagt hatten, konnten wir schon wieder weiterquasseln. Ich kann mich nicht mehr erinnern worüber – aber noch gut wie: im kalten Treppenhaus auf dem Boden sitzend, flüsternd und leise kichernd, weil das olle Schnurtelefon meiner Eltern nicht bis in mein Zimmer reichte und die ganze Familie mithören konnte.

Kindheitsfreunde sind wie ein morsches Baumhaus: nicht mehr tragfähig, aber mit nostalgischem Bleiberecht.

Sprichwort

Susi und ich laufen uns auch heute noch gelegentlich über den Weg, wenn ich in meiner Geburtsstadt bin. Und da ist immer noch eine innere Bindung spürbar, obwohl unsere Wege sich schon bald nach der Schule trennten. Aber Sandkastenfreundin ist halt Sandkastenfreundin! Das ist ein bisschen wie ein morsches Baumhaus: Es ist zwar nicht mehr tragfähig, hat aber nostalgisches Bleiberecht forever. Denn es erzählt immer noch schöne, dick eingestaubte Geschichten.

Tränenlach- und Sherlock-Talente

Den Platz meiner „besten Freundin“ haben nach Susi noch einige andere eingenommen – Babsi, Ellen, Tina, Luise –, jede passend zu einer bestimmten Lebensphase und zu speziellen Lebensthemen. Den konkurrenzlosen Superlativ „beste Freundin“ ersetzte ich mit fortgeschrittenem Reifeprozess durch „eine meiner engsten Freundinnen“. Fairness muss sein! Denn sie alle sind dicht in meine Lebensgeschichte verwoben und in viele, viele lustige, skurrile und einzigartige Erlebnisse. Ob Tränenlach-Klamauk während der Jugendfreizeiten, die wir betreut haben, oder karaokeartige Singabende bis zum Morgengrauen, ob kreative Fotosessions, missglückte Wellnesstrips oder die Sherlock-Holmes-würdige Verfolgung des schönen Unbekannten, in den eine Freundin sich verguckt hatte: So viele Erinnerungen lassen mich noch heute breit grinsen.

„Wenn du im Gefängnis sitzt, wird ein guter Freund versuchen, dich zu befreien. Ein bester Freund dagegen wird in der Zelle neben dir sitzen und sagen:,Verdammt, hat das Spaß gemacht.‘“

Groucho Marx

Diese Urfreundinnen haben fast alle auch heute noch einen wichtigen Platz in meiner Gegenwart. Aber: Keine wohnt in meiner Nähe. Die Alltagsbegleiterinnen, die wir mal füreinander waren, können wir nicht mehr sein. Und das fehlt!
Na klar habe ich versucht, die entstandene Lücke wieder zu füllen. Zum Beispiel mit meinem damaligen Partner. Aber – allein das mit dem wortlosen Blickkontakt, der alles sagt … Wenn wir zusammen auf Veranstaltungen waren, plumpsten meine vielsagenden Blicke unerkannt zu Boden, während über seinen hilflos dreinschauenden Augen unsichtbare Fragezeichen in der Luft baumelten.

Freundinnenstatus: Es ist kompliziert

Auch andere Versuche, eine nachhaltige Best-Buddy-Forever-Connection zu etablieren, verliefen im Sand – oder im WhatsApp-Chat. Mein sehr spezieller Humor, mein Hang zu abgedrehten Independence-Komödien, mein nicht so mainstreamiger Musikgeschmack und die pure Tatsache, Zugezogene zu sein, reduzierten wohl meinen Kompatibilitätsgrad. Umgekehrt sehe ich meine Kernkompetenz eher nicht darin, Koch- und Backrezepte auszutauschen oder eine mehrtägige Alpenüberquerung mit dem Bike hinzulegen. Kurz: Die Interessenschnittmenge war nicht gerade raumgreifend.

Natürlich bin ich nicht gänzlich allein. Es gibt einige wertvolle, herzige Menschen um mich, die für mich da sind, und umgekehrt. Aber es gibt auch den Soloeffekt! Als einzige Singlefrau unter lauter Familien mit unübersichtlich vollgestopften Familienkalendern ist es schwieriger, einen Termin zu bekommen, als bei einem Herzspezialisten. Und wenn es dann mal klappt … na ja: lost unter Pärchen. Demnächst nominiere ich mich selbst für den Bridget-Jones-Award!

Bleibt die Frage: Kommt da noch was?

Es gab diesen kurzen Moment, da hatte ich überlegt, die seltene BBF-Spezies für ausgestorben zu erklären und mich mit meinem Solistenschicksal anzufreunden. Doch dann begann eine kleine, trotzige Gloria Gaynor in mir zu singen: „Oh no, not I – I will survive!“ Mittlerweile verordne ich mir spätestens alle drei Monate ein Urfreundinnentreffen irgendwo in der Mitte zwischen unseren Wohnorten. Außerdem arbeite ich nun ehrenamtlich in einem kleinen Festivalteam mit (gegen freien Konzerteintritt, jippie!), habe mich endlich für einen Yogakurs angemeldet und sehe mich gerade um, ob ich einen Raum und Leute für kleine Party- und Theaterprojekte finde. Ob ich dabei eine Susi 2.0 kennenlerne, weiß ich nicht – aber ganz sicher nicht, wenn ich allein zu Hause Schimmel ansetze!

Zur Autorin: Lara Buck hat in verschiedenen Städten gewohnt und verschiedene Berufe gelernt. Freundschaften sind dabei immer wie von selbst entstanden. Dass sie das nun aktiv initiieren muss, verbucht sie unter neuer Lebenserfahrung!

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